Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)
Allgemeine Eroberungsplan Dumouriez' - Würdigung der strategischen Lage der Oesterreicher nach dem Abzuge der Preussen
Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792. 117 deten zurückzuziehen, denn er konnte den Raubzügen Custine’s auf den rechten Rheinufer durch neue Aufgebote aus seinen Landen voraussichtlich ebenfalls ein rasches, sicheres Ende bereiten; aber dem König lag jetzt die Frage der Besitznahme neuer Theile der polnischen Republik näher. Je weniger Oesterreich dabei mitsprechen konnte — und dies war der Fall, wenn die Kräfte Oesterreichs anderorts gebunden wurden — desto mehr und leichter konnte der preussische König von Polen kampflos erwerben, denn Katharina II. genehmigte seine Pläne und beabsichtigte, mit ihm zu theilen. So trennte sich König Friedrich Wilhelm II., der Waffengefährte Kaisers Franz II.. in dem Kampfe gegen den französischen Umsturz, inmitten dieses Kampfes, eben als sich derselbe zur Ungunst der Verbündeten zu neigen begann. Der König überliess den Verbündeten seinem Schicksale und dieses drohte jetzt recht unheilvoll zu werden. Noch immer fiel dem Herzog Albert von Sachsen - Teschen die unter den damaligen Verhältnissen bis zur Unmöglichkeit der Erfüllung schwierige Aufgabe zu, mit nur 30 Bataillonen Infanterie, 32 Compagnien leichter Truppen und 34y2 Escadronen — wovon aber zum Kampfe im Felde kaum zwei Drittheile, keine 20.000 Mann, verfügbar waren — der Rest musste zu Besatzungen und Garnisonen verwendet werden und war auch für diesen Zweck zu klein an Zahl ■— den Besitz der österreichischen Niederlande gegen die neufränkischen Eroberungsgelüste zu sichern, welche zu befriedigen die von allen Seiten gegen die französisch-niederländische Grenze sich heranwälzenden Colonnen Dumouriez, ins- geSammt über 90.000 Mann, eben an’s Werk giengen. In Ausführung dieser Aufgabe sollte der Herzog durch das, jenerzeit das Luxemburgische von St. Hubert bis Trier sichernde Corps Hohenlohe- Kirchberg — 19 Bataillone und 26 Escadronen, 14.000 Mann — und durch das auf dem Marsche von Arlon nach Mons am 1. November in der Gegend von Namur eingetroffene Corps Clerfayt — 13 Bataillone, 872 Compagnien Jäger, 12 Escadronen unterstützt werden. GM. Fürst Hohenlohe-Kirchberg konnte auch nicht ein Bataillon zur unmittelbaren Verstärkung der in Flandern und im Hennegau gestandenen Truppen des Corps Herzog Albert abgeben.