Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Hauptmann Christen: Die Ereignisse bis zum Schlusse des Feldzuges - Dumouriez übernimmt den Oberbefehl über die französische Armee. Kurzer Umblick auf den Gesammt-Kriegs-Schauplatz Ende August 1792

96 Christen. mando des Majors d’Aspre von Griin-Loudon, bestand aus je einer Division Clerfayt (Nr. 9), Colloredo (Nr. 56), einer Tyroler Jäger-Compagnie, einem Zug Husaren, nahm ihren Weg über Marquain, Willem, Hem und traf auf der Chaussee Lille— Lannoy, bei Lamponpont ein zu ihrer Verstärkung bestimmtes vorausgesandtes Detachement (eine Division Clerfayt, eine halbe Jäger-Compagnie). Dieses Detachement besetzte Lamponpont und die dortige Brücke gegen eine etwaige Störung aus Lille; die Colonne gieng gegen das Liller (westliche) Thor von Lannoy vor. Die zweite Colonne unter Major Montigny von Ligne-Infanterie: eine Division von de Ligne (Nr 30), eine Jäger-Abtheilung und ein Zug Chevauxlegers, rückte über Nechin, Leers, Lis gegen das Courtrayer (nördliche) Thor von Lannoy an. Die dritte (mittlere) Colonne, bei welcher FML. Graf Latour war, bestand aus zwei Divisionen von Colloredo (Nr. 56) unter Major Oberkorn, einem Feldjäger-Commando und einem Zug Chevauxlegers; sie marschierte über Nechin, Touflers auf das Tournayer (südöstliche) Thor los. Um 4 Uhr Früh, der vorher bestimmten und auch genau eingehaltenen Eintreffstunde der drei Colonnen vor Lannoy, liess FML. Graf Latour das Angriffs-Signal geben. Drei Sechspfünder und eine Haubitze begannen ihr Feuer und vereinigten dasselbe auf das Liller Thor und das unmittelbar daranschliessende Wallstück. Die Franzosen erwiderten vom Walle aus mit starkem und anhaltendem Musketenfeuer. Nach siebenviertelstündigein Feuerkampfe verhess der Feind, hauptsächlich in Folge der guten Wirkung des Geschützfeuers, den Wall und steckte beim Liller Thor, welches durch das Feuer der bei der Colonne d’Aspre vereinten Geschütze bereits eingeschossen worden war, eine weisse Fahne auf. Das Tournayer Thor wurde sodann durch Zimmerleute der Colonne Oberkorn, das Courtrayer durch die Colonne Montigny eingesprengt, worauf die Oesterreicher in die Stadt eindrangen. Von der feindlichen Besatzung, welche zum Theil in eine Kirche beim Liller Thor geflüchtet, zum Theil in Häusern versteckt war, wurden 2 Hauptleute, 4 Lieutenants, 144 Mann gefangen. Ein anderer Theil, Brabanter und Husaren, suchte durch ein Loch im Walle zu entkommen, wurde aber bemerkt, durch einen Zug

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