Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Rückzug der Verbündeten aus der Champagne - Rückmarsch von Valmy bis hinter die Maas

Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792. 5 war eine Anordnung, die im Hauptquartiere Hohenlohe’s sehr befremdete. Erzherzog Carl äusserte sich über diese Massregel wie folgt: *) „Die Gegenwart des Geistes hatte der Herzog gewiss verloren, da er dem FZM. Hohenlohe schrieb, er möge den 30. oder 1. seine Stellung bei Neuvilly verlassen, da er hiedurch in seinem Rückzuge könne sehr incommodiert werden.“ Ueberhaupt machte sich um diese Zeit — gewiss nicht zum Vortheil des Ganzen — bereits eine sehr gereizte Stimmung im Hauptquartier Hohenlohe’s sowohl gegen Preussen überhaupt, als auch gegen die Befehlsführung Braunschweig’s fühlbar. Waren die Versuche Dumouriez’, Preussen von Oesterreich zu trennen, zwar noch an der Bundestreue des Königs Friedrich Wilhelm II. gescheitert2), so gab es dennoch in der Umgebung des Königs Persönlichkeiten von Einfluss, welche nicht abgeneigt waren, ein Separatabkommen mit Dumouriez zu treffen. Inwieweit dieser Einfluss practisch zur Geltung kam oder blos als Mittel diente, die Franzosen zu täuschen, ist schwer zu constatieren. Thatsache jedoch ist es, dass die Unterhandlungen Preussens mit Dumouriez ein tiefes Misstrauen der Oesterreicher gegen die Verbündeten hervorriefen, welches, ob gerechtfertigt oder nicht, einmal be­stehend, von höchst nachtheiligem Einfluss auf den Einklang in den Operationen war. Wie man damals über die Kriegführung des Herzogs urtheilte, illustriert deutlich ein Brief des Erz­herzogs Carl an den Kaiser:3) „Am 20. September, als beide Armeen, die preussische und die Clerfayt’sche, gegenüber der französischen standen, war der Augenblick da, wo man einen schlecht gestellten Feind leicht über den Haufen werfen konnte. FZM. Clerfayt sah es ein und bat den Herzog, ihm zu erlauben, mit seinem Corps wenigstens anzugreifen. Oefters, aber immer umsonst, wiederholte er diese Bitte. Indessen machten die Franzosen einen Waffenstillstand mit den Preussen, gewannen die Zeit, fliegende Corps den Preussen in den Rücken zu schicken, ihnen die Zufuhr der vivres abzuschneiden und brachen den Waffen­stillstand, sobald sie wussten, dass der Herzog aus Mangel an *) K. A. 1792; IX, 196 b. 2) Reuss an Spielmann. Ferme (bei Grand-Pré), den 2. October 1792 Vivenot II, 242. 3) Erzherzog Carl an den Kaiser, 4. October 1792. A. A. 0.

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