Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Rückzug der Verbündeten aus der Champagne - Gefecht bei Virton am 23. October 1792

Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792. 37 mit je zwei Zügen hinter den beiden Flügeln postiert. Ein heftiges Unwetter, welches von 4 Uhr Morgens bis 9 Uhr Vormittags währte, hinderte den Feind, anzugreifen. Kaum hatte sich selbes jedoch gelegt, als Oberstlieutenant Lusignan auch schon gewahrte, dass eine ungefähr 2500 Mann starke Colonne mit 2 Geschützen sich gegen seinen rechten Flügel vorbewegte und alsbald auch das Artilleriefeuer eröffnete. Der Commandant des österreichischen Detachements begab sich sofort auf den bedrohten Punct, um hier selbst den Kampf zu leiten. Die Franzosen wurden mit einem sehr lebhaften Feuer empfangen und konnten nicht nur keine Fort­schritte machen, sondern gaben es sogar nach einstündigem Kampfe auf, weiter nach St. Mard vorzudringen. Kaum war jedoch die drohende Gefahr vom rechten Flügel abgewendet, als die Franzosen sich mit ungefähr 3000 Mann und 4 Kanonen gegen das Centrum und den linken Flügel Lusignan’s warfen. Dieser Angriff wurde sehr lebhaft und ungestüm geführt und es bedurfte der vollsten Tapferkeit der kaiserlichen Truppen und ihres Commandanten, um selbem zu widerstehen. Gegen Mittag stellte der Feind auch diesen Angriff ein und gieng zurück. Einzelne Abtheilungen von Bender und die Esterházy-Husaren folgten bis Chenois nach. Gegen 1 Uhr Nachmittags bemerkte Lusignan, dass die Franzosen den grössten Theil ihrer Kräfte auf den Höhen südlich St. Mard ver­einigt hatten, offenbar um erneuert seinen rechten Flügel anzu­greifen. Er verstärkte selben um 40 Mann von Bender und er­wartete ruhig den Angriff, umso mehr, da er noch auf das Eintreffen eines Bataillons Grenzer und einer Escadron des Corps Hohenlohe rechnete, welche sein Detachement am 23. hätten ablösen sollen. Der Feind eröffnete um 1 Uhr das Artilleriefeuer und 300 Jäger leiteten bald hierauf den Angriff ein, denen ungefähr 2000 Mann Infanterie mit 4 Geschützen und 1200 Reiter folgten. Die Oester­reicher fanden hinter den Gartenmauern und Häusern von St. Mard eine vorzügliche Deckung und erwarteten ruhig den Angriff. Die Franzosen konnten unter grossen Verlusten nur langsam Vor­dringen und wahrscheinlich hätten die Kaiserlichen auch diesen Angriff abgeschlagen, wenn nicht gegen 2 Uhr Nachmittags ein Ausfall der Garnison von Montmédy gegen den Rücken der öster­reichischen Stellung Oberstlieutenant Lusignan genöthigt hätte, den Rückzug auf Habay anzubefehlen, umso mehr, als sich auch Munitionsmangel einzustellen begann und die erwartete Unter-

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