Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Rittmeister Kematmüller: Die österreichische Administration in Bayern 1743-45 - Die Thätigkeit der Organisation in Bayern und der Ober-Pfalz
332 Kematmüller. Der Administrations-Präsident übernahm nun die Verwaltung Bayerns mit „vollkommener Gewalt und Vollmacht im Namen der Königin“, doch hatte er die Meinung der Administrationsräthe eventuell schriftlich zu vernehmen.1) Die Justiz-Dicasterien wurden belassen, ebenso verblieben die (bayerischen) Hofkammerräthe „bei ihren Tafeln gleichfalls dissimulando, die rechte Operation jedoch hat man solchen nicht mehr belassen können“, „obwohl sie zwar zur Erlangung ihres vorigen Gehalts sehr geneigt und begierig zu sein schienen“. FML. Baron Bernklau, der in den Sitzungen der Administration nach Graf Goess den ersten Sitz hatte,2) musste Mittel zur Erhaltung der Truppen haben und so begann die Thätigkeit der Administration naturgemäss bei ihrer Hauptaufgabe: der Erhaltung der österreichischen Truppen. Nachdem aber der Kurfürst bereits vom Anfang October 1742 bis Ende Mai 1743 alle Gefälle erhoben hatte, die Gassen leer waren und Niemand sich sehr beeilte, seine Steuern zu zahlen, hatte die Steuereinhebung gleich von vorne herein den Charakter des Gontributionswesens, der ihr auch anhaften blieb, um sich allmählich zur reinsten Form der Contribution zu entwickeln. Das Brauerei-, Salz- und Tabakgefälle3) wurde zwar gut organisiert und ausgenützt, konnte jedoch nicht im Entferntesten jene Ansprüche decken, welche die Hofkammer in Wien an Bayern stellte: die vollständige Erhaltung des österreichischen Occupations-Corps in Bayern und der Armee des FM. Prinzen Carl von Lothringen. ') K. k. Hofk. Archiv. Hoffinanz. 1743. September. 2) Worüber sich der Administrations-Kanzler Freiherr v. Prandau in Wien beschwerte, wie denn die Rang- und Sitzordnungs-Streitigkeiten gleich beim Ins- lebentreten der österreichischen Administration begannen. „Die Herren Käthe in München hatten mit dem Degen, ohne den sonst gebräuchlichen Mantel, die Ratli- sessiones zu versehen.“ (K. und k. H. H. u. St. A. 1743, Kriegs-Acten, Fase. 348.) 3) Neben dem Reichenhaller Salz wurde auch österreichisches Salz eingeführt, die staatlichen Brauereien in München, Ingolstadt etc. fachmännisch betrieben und das Tabakwesen in Bayern und der Ober-Pfalz um jährliche 60.000 fl. an Joseph Dietrich & Co. verpachtet. Nachdem aber die Einfuhr an Tabak jährlich 38.OU0 Centner betrug, per Centner 2'/2 fl. = 95.000 fl. Zolleinnahmen waren, die Ausgaben für Beamte jedoch nur 350 fl. jährlich dabei betrugen, war die Hofkammer in Wien dafür, das Tabakgefälle pro 1744 in eigene Regie zu nehmen K. und k. Hofkammer und Hoffinanz. 1743. September.)