Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Friedrich II. Orientpolitik und Ungarn

König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn. 311 Die Türken hatten nicht recht Lust, für Friedrich II. die Kastanien aus dem Feuer zu holen, aber endlich am 2. April 1761 kam doch ein Freundschafts- und Handelsvertrag zwischen Preussen und der Türkei zu Stande. Wieder belebten sich die Hoffnungen des Königs auf ein Schutz- und Trutzbündniss mit der Pforte, aber auch jetzt wieder blieb ihre Hilfe aus. Der zwischen Preussen und Russland am 5. Mai 1762 geschlossene Friede machte die Türken als Feinde Russlands auch gegen ihren neuen Verbündeten misstrauisch und die diplomatischen Einwirkungen, insbesondere Frankreichs, brachten auch diesmal den preussischen Plan zum Scheitern. Gleichwohl hatten die fortgesetzten Bemühungen Rexiffs zur Realisierung desselben in Oesterreich ernste Besorgnisse vor einem neuen Türkenkriege erregt. Man verwendete seit Anfang 1762 hohe Summen zur Instand­setzung der Festungen und Plätze Arad (im Februar), Raab, Komorn, Leopoldstadt, Trencsin (im März), Ofen (im Juli), Munkács, Sziget, Huszt (im August), der gegen Polen gelegenen Plätze und Pässe (im September), Carlstadt, Klissa, Dubica, Petrinja, Brod und Gradiska (im November).1) Die Arbeiten in Ost-Ungarn und den Karpathenpässen seit dem Monat August hatten speciell die Abwehr eines befürchteten Einfalles der Tataren zum Zwecke. König Friedrich II. hatte schon im Sommer des Jahres 1750 eine Tataren-Gesandtschaft in Berlin empfangen und mit reichen Geschenken wieder ent­lassen. Er hatte sich damals besonders gefreut, dass dieselbe die österreichischen Minister zu verdriessen schien. „Gerne sehe ich,“ schrieb er seinem Wiener Gesandten am 18. August, „diese Leute gegen mich erzürnt, denn es ist stets ein unzweideutiges Zeichen, dass meine Sache gut geht, wenn sie auf uns wüthend sind.“ Und hoffnungsvoll äusserte er sich am 29. August an seinen Ver­treter nach Paris: „Es ist sicher, dass, wenn je die Umstände es erforderten, dass Frankreich und ich uns dieser Tataren bedienen müssten, wir mit ihnen einen guten Griff thun würden und dass wir sie auf mehr als eine Art gebrauchen könnten, 0 K. A., H. K. K. Prot. 1762, Fol. 299, 617, 1331, 1608, 1695, 1726. 1768, 2138, 2339.

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