Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Rückzug der Verbündeten aus der Champagne - Aufhebung der Beobachtung von Thionville

22 Ha use nl) las. besetzt, er wäre daher nicht in der Lage, wegen der Uebergabe direct zu verhandeln; was er versprechen könne, sei blos, dass die preussische Armee nichts zur Yertheidigung dieser Festung beitragen werde. Dillon genügte dies nicht und er verlangte directe Einflussnahme des Königs auf die Uebergabe Longwys. Kalkreuth hatte hiezu keine Ermächtigung, sprach jedoch die Hoffnung aus, dass die Räumung dieser Festung ebensowenig Schwierigkeiten machen dürfte, wie dies bei Verdun der Fall gewesen. Schliesslich schlug Dillon vor, die preussische Armee möge sich von ihrem Verbündeten trennen; Kalkreuth lehnte dies ab, sprach aber die Möglichkeit aus, dass im nächsten Kriege Preussen nicht mehr mit Oesterreich gehen werde.1) Ob diese Unterhandlungen zwischen den Preussen und Franzosen nur zur Täuschung der letzteren bestimmt waren oder nicht, gewiss war ihre momentane Wirkung nicht darnach angethan, das Misstrauen, welches im österreichi­schen Lager gegen Preussen herrschte, zu beseitigen; selbst der diplomatische Vertreter Oesterreichs im preussischen Hauptquartiere, Fürst Reuss, begann Verdacht zu schöpfen, so dass es nicht auf­fallend gefunden werden kann, wenn Prinz Hohenlohe, sowie Erz­herzog Carl tiefe Missstimmung in ihren Berichten und Briefen zum Ausdruck bringen. In einem Berichte an den Kaiser vom 8. October2) schreibt der Feldzeugmeister: „Ich glaubte, dass bei der Ankunft der preussischen Armee alle Verlegenheiten von uns aufhören würden; da aber jene des Herzogs von Braunschweig auf einen Grad gestiegen sind, die an Kleinmuth grenzen, so konnte ich ihn nicht bewegen, diesseits der Maas zu bleiben. Heute Früh bei der Ankunft musste ich vielmehr mit Verwun­derung abnehmen, dass er mit den feindlichen Generalen Bourliére (La Baroliere) und du Fort (Galbaud) gleichsam per hazard zu­sammengekommen und eine Unterredung gepflogen, die einer Ca­pitulation ähnlich war. Da ich nicht mehr als einige Schritte hievon entfernt war, konnte ich Alles verstehen, insbesonders die Aeusserung des feindlichen Generals, dass die Oesterreicher ihnen schon vor der Kriegserklärung als Feinde begegnet sind und also alle Conventionen nicht für diese gelten könnten.“ >) K. A. 1792; X, 521/4. 2) K. A. Catunets-Acten 1792, Correspondenz Hohenlohe’s 12.

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