Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Preussen und Ungarn
König Friedrich IT. von l’renssen und die Ungarn. 229 gezwungen dahin aus, denn der preussische Staat gewährte seit dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm protestantischen Emigranten aus aller Herren Ländern Aufnahme und sichere Zuflucht; gewann er doch in ihnen nicht nur Bauern und Handwerker, sondern auch gute Soldaten. Friedrich’s ablehnende Haltung gegen jede positive Religion ist bekannt; eine solche war ihm höchstens ebenso ein Mittel für seine politischen Ziele, wie etwa sein deutscher Patriotismus im Jahre 1744 und noch öfter während seiner langen Regierung. Die Verwendung der Religion zur Erreichung politischer Ziele brachte dem Könige grosse Vortheile. Hat man es auch wohl nur mit dem Uebereifer einiger heftiger Pastoren zu thun, wenn in Schlesien Predigten zum Religionskriege gehalten wurden,1) so steht es doch fest, dass, wie schon im zweiten schlesischen Kriege in protestantischen Dörfern auf die österreichischen Soldaten geschossen wurde, so auch die Stützung und Festigung des Protestantismus in Schlesien zur Zeit des siebenjährigen Krieges in protestantischen Kreisen fast allgemein die preussische Gesinnung gezeitigt hatten. Ein ganz besonderer Erfolg muss die Wirkung der Religionspolitik des Königs aut die unteren Volksclassen Deutschlands genannt werden.2) Ein Bericht aus Dresden an die Wiener Regierung besagt: „Zufolge Nachrichten aus dem Reiche soll das von dem herzoglich württembergischen Hofe der Kaiserin- Königin (1757) überlassene Subsidiar-Corps von 4000 Mann aus einer auch in dortigen Landen ausgestreuten und *) *) Klopp, König Friedrich II. von Preussen und seine Politik (2. Auflage), Seite 138. 2) König Friedrich hat seinen Standpunct selbst am genauesten umschrieben in den „General-Principien vom Kriege“, in deren Artikel 16 sich folgende Steilen finden: „Man beschuldigt den Feind von den allerschlimmsten Absichten, so er gegen das Land hege; ist solches protestantisch, wie in Sachsen, so spielet man die Holle eines Beschützers der Lutherischen Religion . . ., ist das Land katholisch, sosprichtmanvon nichts, als vonTolér anee...“; und weiter: „Was Euch hierin noch übrig bleibet, ist der Fanatismus; wenn man ein Volk wegen seiner Gewissensfreiheit animieren, auch ihm beibringen kann, dass es von den Pfaffen und Devoten bedrücket wird, so kann man sicher auf dieses Volk rechnen; das heisst eigentlich, Himmel und Hölle für Euer Interesse bewegen.“ (Vergl. Jahns, Geschichte der Kriegswissenschaften, III, 1954.)