Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Preussen und Ungarn
228 K i e n a s t. Audi Böhmen wurde zu demselben Zwecke von preussisehen Emissären fleissig bereist und hiezu schon früher nach Brandenburg ausgewanderte „böhmische Brüder“ verwendet. Der kaiserliche Gesandte in Berlin meldete, meist mit Angabe von Zeit und Ort, die Namen Peterka, Horalik, Mandlik und Hlauschek, Likosch, Just, Nowak, Leffler, Pokorny, Anna Jeroschkin, Holowek und Doberik. Ueber die Verhältnisse in Ober-Oesterreich zeigte man sich in Berlin gut unterrichtet und die Emissäre sparten auch hier keine Mühe, protestantische Bauern zur Auswanderung zu verleiten, wozu sie die Zustimmung der Kaiserin zu haben Vorgaben. Aus diesem Lande kamen auch Abgesandte der Protestanten (Grundier, Mayer und Bietmayer) zum Könige nach Berlin. r) Es bedarf natürlich nicht erst der eben angeführten Beispiele, um zu erkennen, dass der Preussenkönig auch die überkommenen Beziehungen zu Ungarn mit allen möglichen Mitteln gepflegt hat und nicht nur er, sondern auch seine Minister, Generale und sonstigen Organe. Die Gründe hiefür waren politischer, militärischer, religiöser und auch volkswirthschaftlicher Natur. Friedrich hielt mit Recht Maria Theresia für seine bedeutendste Feindin; eine preussische Partei in Ungarn musste deren Auftreten nach Aussen, ihre politische und militärische Actionsfähigkeit sehr stark beeinflussen. Prädestiniert zu einer solchen Partei waren nebst den Unzufriedenen aus nationalen und andern Gründen die ungarischen Protestanten, deren Abneigung gegen die katholische Dynastie sich jederzeit stärker erwies, als selbst alle nationalen Antipathien gegen das Deutschthum und die Slaven. Oft wanderten sie freiwillig oder und Staats-Archivs ganz entgehen liess, annimmt. Major Bode berichtete im October 1756, dass der Preussenkönig in allen österreichischen Erbländern die willigste und freudigste Aufnahme finden könnte (P. 0., XIII, 588). Am 28. Juni 1756 (P. C., XII. 472) wird preussischerseits ausdrücklich auf die Behandlung der Protestanten in der Steyerinark hingewiesen. Dass keine Inhaftierungen von Agenten vorlielen, erklärt sich vielleicht daraus, dass die zuerst Ausgewanderten von Regensburg zur Verleitung der Zurückgebliebenen wieder nach Oesterreich geschickt wurden und diese hatten wohl Verrath von ihren Glaubensgenossen nicht zu fürchten. Militärische Massregeln traf die Regierung nicht. 1) St. A., Berichte des Grafen Puebla aus Berlin vom 18. März, 28. August. 24. October 1752 und 2. December 1753, weiter des Gesandtschafts-Secretärs Leopold von Weingarten vom 26. August 1752.