Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Preussen und Ungarn
König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn. 227 Aus einem Rescripte Maria Theresia’s vom 21. August 1755 erfahrt man, dass König Friedrich auch in Inner-Oesterreich seine Emissäre unterhielt. Hier war es nach der zuverlässig richtigen Behauptung des Rescripts auf die Verleitung der protestantischen Bauern zur Auswanderung nach Preussen abgesehen. Der preus- sische Ccmitial - Gesandte Plotho in Regensburg leitete diese Emissäre; seine Gehilfen waren die Prädicanten Esterling und Schmidt in Regensburg. Gruppen von zwanzig bis dreissig Mann Hess Plotho mit Pässen, Unterstützung und Wegzehrung versehen und in preussisches Gebiet abführen; in einem Jahre sollen fünf solcher Transporte nach Preussen gebracht worden sein. Man versteht es, dass schliesslich auf die Ergreifung eines solchen geheimen Emissärs hundert Gulden Belohnung ausgesetzt wurden.x) pieret.... Der doppelten Spions bedienet man sich, um dem Feinde falsche Nachrichten aufzubinden .... Der Prinz Eugene hat eine geraume Zeit den Postmeister zu Versailles als Spion par consequence in Pension gehabt; dieser unglückliche Mensch machte die Briefe und Ordres auf, so der Hof an die Generalität abgehen liess und schickte die Abschriften davon an den Prinzen Eugene, welcher sie mehrentheils eher bekam, als selbst Diejenigen, so die französische Armee commandiereten . . . „Kann man in des Feindes Landen gar kein Mittel finden, um Nachrichten von dem Feinde zu haben, so ist noch ein Expediens übrig, zu welchem man greifen kann, obschou solches sehr hart und grausam ist; nämlich, dass man einen bemittelten und mit Haus und Hof angesessenen Bürger, der Frau und Kinder hat, aussuchet und ihm einen witzigen Menschen zugiebet, welchen man als dessen Knecht verkleidet, der aber der Sprache des Landes kundig sein muss. Gedachten Bürger obligieret man denn, solchen Menschen als Knecht oder Kutscher mit sich zur feindlichen Armee zu nehmen und zwingt ihn dann, indem man seine Familie als Geiseln zurückbehält und bedroht, zur Spionage. Ich bin gezwungen gewesen, Mich dieses Mittels zu gebrauchen, als wir in dem Lager bei Clilum waren und es reüssierte Mir ................ Iu Bezahlung der Spions muss ma n freigebig, ja verschwenderisch sein. Ein Mensch, der um Eures Dienstes willen den Strick waget, verdient schon dafür belohnt zu werden.“ (Vergl. J äh ns, Geschichte der Kriegswissenschaften, III, 1952 f.) *) St. A., Beilage eines Vortrages Kaunitz' vom 10. November 1755. Die Angaben des Rescripts wiederholen sich in einem Expose über das erbländische Religions wesen (Beilage zu einem Vortrage Kaunitz’ vom 6. Januar 1756). Da in dem Rescripte so bestimmte Angaben gemacht werden, scheint die von Z wiedine ck-S. (a. a. 0., S. 500) mitgetheilte Stelle aus einem Schreiben der Kaiserin vom 28. April 1756 doch nicht blos auf „Combination“ zu beruhen. Preussen scheint sich mehr „um seine Alliierten in den Thälern der Tauern“ (S. 491) gekümmert zu haben, als Zwiedineck-S., der sich zu seiner Arbeit die Acten des Haus-, Hof15*