Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Preussen und Ungarn

König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn. 225 die Forderungen der Landesregierung richtiger und in ihren Ur­sachen besser zu würdigen und zu verstehen. Diese Verbindungen bilden auch den Schlüssel zu der am 4. December 1740, also so kurze Zeit nach des Kaisers Tode, in Berlin stattfindenden Audienz zahlreicher schlesischer Edelleute und Landsassen, deren viele zugleich in preussische Dienste traten.L) Als nun König Friedrich II. 1740 zur Regierung gelangte, fand er eine ganze Tradition mehr oder minder illegaler Beziehungen Preussens zu Ungarn vor, die nur im Sinne seines Vaters und Urahns fortzuführen waren; die Richtlinie liiefür war ja gegeben, es war die Religionsfrage; es galt noch, die nationale Opposition in das preussische Lager zu ziehen, was der neue König dadurch geschickt anbahnte, dass er zahlreiche Ungarn in sein Heer auf­nahm und auf diese Art Oesterreich zugleich politisch und militärisch schwächte. Wie Friedrich freilich selbst über die Einmischung einer Macht in die Angelegenheiten eines anderen Staates dachte, geht daraus hervor, dass er dem zum Abschlüsse des Friedens 1742 in Breslau weilenden Minister Podewils schreiben liess, dass dem Hause Oesterreich weiterhin nicht die geringste Gelegenheit dürfe gelassen werden, sich „von einigem Interieur der schlesischen Sachen zu melieren“, sei es in Bezug auf die Aufrechthaltung der katho­lischen Religion, wie vor dem Einmärsche, sei es in Bezug auf die Rechte der Stände; denn das widerspreche diametral der Souveränität und ermögliche es Oesterreich, einen An­hang in Schlesien zu haben.2) Auch spricht er sehr ver­ächtlich von denen, welche dem Wiener Hofe aus Schlesien geheime Kundschaft liefern; es sei beinahe unmöglich, alles Der­artige ganz ferne zu halten; aber es könne dabei kaum etwas anderes herauskommen, als dass die Uebelgesinnten nach Wien manchmal falsche Nachrichten sendeten. Im Frieden könnten solche *) *) Duncker. Die Invasion Schlesiens ete. 1740 in den Mittheilungen des Kriegs-Archivs, X, 1885, S. 20 und 84. 2) Politische Correspondenz König Friedrich d. Gr., II, 156, 10. Mai 1742. Darin liegt zugleich die schärfste Kritik der von preussischer Seite so oft in's Werk gesetzten „Intercessionen“ zu Gunsten der Protestanten in den liabsburgischen Ländern. Mittheilungen des k. und k. Kriegs-Archivs. Neue Folge. IX. 15

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