Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Preussen und Ungarn
224 K i e n a s t. für immer unter und Friedrich I. rietli ihm, sich mit dem Kaiser zu versöhnen. Er versprach die Verwendung zu seinen Gunsten und ist auch wiederholt später noch für die Ungarn aufgetreten/) allerdings ohne sich dabei grossen Kosten und Verdriesslichkeiten auszusetzen. Auch König Friedrich Wilhelm I. hat sich besonders eifrig beim Kaiser für Ungarn verwendet.2) Er unterliess es nicht, die Forderungen Franz Rákóczy’s, welcher 1729 durch Preussen und Sachsen auf eine Art Versühnung mit dem Wiener Hofe hinarbeitete, dem österreichischen Gesandten als erspriesslich für die Ruhe Ungarns hinzustellen.3) Wie sein Grossvater, der „grosse Kurfürst“, so hatte auch Friedrich Wilhelm I. die Protestanten Deutschlands darauf aufmerksam gemacht, dass sie in dem jungen preusssischen Königthum eine wirksame Vertretung ihrer Rechte gefunden hätten, wirksamer als dieselben seit dem grossen Schwedenkönig Gustav Adolf irgend jemand versucht habe. 4) Auch diese Enunciation (vom 2. Februar 1732) konnte den protestantischen Ungarn nicht unbekannt bleiben und eines mächtigen Eindruckes sicher sein. Wie weit die Hand Preussens in die österreichischen Verhältnisse schon unter Friedrich Wilhelm I. reichte, erhellt aus der Thatsache, dass es 1734, als Militärgrenzer auf den italienischen Kriegs-Schauplatz sollten überschifft werden, eines kaiserlichen Patentes bedurfte, um die Grenzer zu beruhigen; denn preussische "Werber hatten ihnen den Wahn beigebracht, dass man sie verkaufen wolle. 5) Die Verbindungen Preussens mit den Protestanten anderer Länder und die besonderen Wühlereien preussischer Agenten unter dem protestantischen Landvolk in den Erbländern gestatten wohl auch, manche Erscheinungen des zähen, bis an den Aufruhr streifenden Widerstandes der salzburgischen Protestanten gegen x) Fessler-Klein, Geschichte von Ungarn (27 Auflage, Leipzig, 1883), V, 83, 91, 92, 97, 106, 115, 127. 2) Marczali, a. a. 0. 3) Krones, im Archiv für österreichische Geschichte, 43. Band, Seite 68. *) Zwiedineck-S., a. a. 0., S. 467. — Eberty, II, 458 if. Anlass war die Vertreibung von 30.000 Protestanten durch den Erzbischof von Salzburg, Grafen von Firniian aus seinen Landen 1731. 6) Vanicek, Specialgeschichte der Militärgrenze (Wien, 1875), I, 362.