Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Die Stellung der Protestanten in Ungarn
204 K i e n a s t. zu den deutschen protestantischen Höfen, zu Holland, England und auch zu Schweden. Von den deutschen protestantischen Fiirstenhöfen kommt hier nur der Preussens und seine Stellung zu Ungarn in Betracht. Die Stellung1 der Protestanten in Ungarn.x) Die Reformation hatte zuerst nur schwer, dann aber überraschend schnell in Ungarn Verbreitung gefunden; ihre Hauptstützen fand sie an dem Adel und dem Bürgerthum der deutschen Städte; diese hiengen vorzugsweise dem Lutherthum, jener dem Calvinismus an und man sprach daher von einem deutschen und magyarischen Glauben (német hit, magyár hit). Der grosse Erfolg der Gegenreformation des Erzherzogs Ferdinand um 1600 in Inner-Oesterreich wirkte indessen nicht blos auf die übrigen österreichischen und böhmischen Länder des Hauses Habsburg mächtig ein und forderte die Nachahmung heraus, sondern blieb auch auf Ungarn nicht ohne Einfluss. Seinen prägnantesten Ausdruck fand er in dem 22. Gesetzartikel vom Jahre 1604, in welchem die von den protestantischen Ständemitgliedern gestellte Forderung der gesetzlichen Anerkennung ihrer Religionsübung zurückgewiesen, alle seit König Stephan zu Gunsten der katholischen Religion gegebenen Gesetze und Verordnungen bestätigt und verfügt wurde, dass alle, welche fortan die religiöse Frage auf dem Reichstage anregen würden, als Unruhestifter und Neuerungssüchtige zum abschreckenden Beispiele für andere unnachsichtlich gestraft werden sollten. Theilweise in Folge dieses Gesetzartikels entstand der Aufstand Bocskay’s, welcher 1606 mit dem Wiener Frieden sein Ende fand; in demselben und in den Antecoro- national-Artikeln vom Jahre 1608 erhielten die Protestanten in Ungarn die ausgedehntesten Religionsfreiheiten.2) Mehrere Friedensschlüsse Kaiser Ferdinand II. mit dem Siebenbürgerfürsten Gabriel Bethlen bestätigten den Wiener Frieden von 1606. Obwohl die Versuche einer katholischen Gegenreformation *) Hauptsächlich auf Grund der Werke über österreichische und ungarische Geschichte von Krones und Fessler-Klein, insoweit nicht andere Quellen citiert werden. 2) Huber, Geschichte Oesterreichs, IV, 447, 467, 529 (Gotha, 1892). Károlyi, Artikel XXII („Ungarische Revue“, 1890).