Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762

König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn. 201 davon erhalten hat. Hier liegt einer der schwierigsten Puncte bei der Nach­forschung im vorliegenden Thema; hier bleibt dem Zufall aller Spielraum offen. Gleich verdienst- und werthvoll, wie die Veröffentlichung der politischen Correspondenz ist die der „Preussischen Staats-Schriften aus der Regierungszeit König Friedrich II.“, nunmehr bis in das Jahr 1756 gediehen. Jeder der zahl­reichen Enunciationen der preussischen Staatsleitung jener Jahre ist eine historische Einleitung vorausgeschickt. Da diese den Zweck haben soll, dem Leser die Gründe und Ziele der Regierung Friedrich’s in jedem einzelnen Falle klarzulegen, so ist es ja bekannt, in welchem Masse die apologetische Tendenz des Werkes der sonst wohl wünschenswerthen Objectivität manchmal im Wege steht. Das ungleiche Mass, welches specifisch preussische Geschichtsschreibung und gerade ihre hervor­ragendsten Vertreter in der Beurtheilung Preussens und seiner zeitweiligen Gegner ein- zulialten gewohnt sind, hat nicht nur auf die historische Wissenschaft selbst, sondern auf viel Wichtigeres noch hemmend eingewirkt und Hindernisse geschaffen, die selbst sehr guter Wille kaum zu überwältigen und zu beseitigen vermag. Diese historische Schule hat auch für die friedericianische Zeit jedem Schritt, den Oesterreich gethan, die niedrigsten Motive untergeschoben, die härteste Verurtheilung folgen lassen, sie hat aber nie gezögert, für Friedrich's Verfahren in ähnlichen Fällen die Ent­schuldigung bereitzustellen, „dass er die kleinen Künste und Listen der damals herrschenden Diplomatie weder missen konnte, noch wollte.“ (Kóser.) Reinhold Koser’s hervorragendes Werk über Friedrich II. ist erst im Er­scheinen begriffen; für diese Arbeit lag nur der erste Band vor. Mit den gleichfalls höchst werthvollen ,,Publieationen aus den preussischen Staats-Archiven“ sind die Quellen erschöpft, welche hier zunächst in Betracht kommen konnten. Zur leichteren Orientierung in der Frage scheint es nothwendig, flüchtig wenigstens den Entwicklungsgang der evangelischen Confessionen in Ungarn voraus­zusenden. Die Skizze der pieussischeu Orientpolitik jener Zeit am Schlüsse wird vielleicht dem militärischen Leser noch mehr willkommen sein. Acten und Protocolle des k. und k. Haus-, Hof- und Staats-Archivs in Wien; des k. und k. Kriegs-Archivs in Wien; des k. k. Ministeriums des Innern in Wien; des königl. ungarischen Landes-Archivs in Budapest. — Acsady, Die Emigranten der Kuruzzenzeit (Ungarische Revue, Jahrgang 1890). — Alexich, Die frei­willigen Aufgebote aus den Ländern der ungarischen Krone 1741 und 1742 (Mit­theilungen des k. und k. Kriegs-Archis, Neue Folge, 4. und 5. Band). — Arneth, Maria Theresia (Wien 1863 ff), Band 1 — 6. — Arneth, Die Relationen der Bot­schafter Venedigs über Oesterreich im 18. Jahrhundert (Wien 1863, Fontes rer. Austriac., 2. Abtheilung, 22. Band). — A Békés-vármegyei régészeti és müvelödés- történelmi társulat évkönyve 1884/5 (B. Gyula 1886). — Dopsch, Zur Orient­politik Friedrich’s des Grossen vor Beginn und beim Ausbruche des siebenjährigen Krieges (Jahresbericht 1890 des akad. Vereines deutscher Historiker in Wien). Duncker, Die Invasion Schlesiens durch die kgl. preuss. Truppen im December 1740 (Mittheilungen des k. und k. Kriegs-Archivs, X. Jahrgang, 1885). Eberty, Geschichte des preussischen Staates, Band 1 — 3 (Breslau 1867 ff). —

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