Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762
Quellen: Für die Auffindung und Beleuchtung der vielfachen Beziehungen und Anknüpfungen, welche zwischen König Friedrich II. und jenem Theile der ungarischen Parteien bestanden, aus denen er, wie jeder Feind der habsburgischen Monarchie, ein willfähriges Werkzeug gegen Oesterreichs Dynastie und Machtstellung gewinnen zu können hoffen durfte, liegen begreiflicherweise keine geschlossenen Actenbestände, keine zusammenhängenden Correspondenzen und derlei Beweisstücke vor. Die Frage hat noch keine eingehende Bearbeitung gefunden und der erste Versuch ist auf ein Zusammentragen kleiner Hinweise und Bezugstellen aus einer Fülle von Archivalien und gedruckten Quellen angewiesen. Für die vorliegende Arbeit mussten als wichtigste Fundgrube die Acten und Protocolle des k. und k. Kriegs-Archivs dienen, die ersteren leider nur in sehr beschränktem Masse, da die meisten auf diese Frage bezüglichen Stücke einer wenig überlegten und allzu radicalen Skartierung zum Opfer gefallen sind. Umso werthvoller sind die erhaltenen Original - Protocolle mit kurzen Auszügen aus jenen ursprünglichen Berichten. Sie sind also lückenhafter, als es die Berichte gewesen und sie enthalten, wie jene, auch wahrscheinlich mancherlei Angaben, für welche eine Bestätigung auch von anderer Seite wünschenswerth wltre; sie spiegeln aber, soweit sie über Verwaltungsfragen hinaus die Zeitereignisse streifen, jedenfalls die Auffassung und Meinung wieder, die an der Centralstelle des Hof-Kriegs- rathes und in der Armee selbst über den Kampf mit dem Preussenkönige und die kleinen und grossen Begleiterscheinungen desselben bestand. Es ist nun wohl klar, dass nicht für jede einzelne Angabe mit Sicherheit auch von anderwärts auf eine Bestätigung zu rechnen ist; derartige Nachrichten mussten also zunächst nach dem Grade ihrer inneren Wahrscheinlichkeit beurtheilt w'erden. Eine Controle der hofkriegsräthlichen Acten durch preussisches Archivmaterial war nur hinsichtlich einiger Nachrichten aus den Berliner Archiven über den aus Ungarn gebürtigen preussischen Obersten Sigmund Halász möglich; in diesem einen Falle konnte aber mit Genugthuung festgestellt werden, dass sie logisch und fast vollständig die Lücken der Untersuchungen in den österreichischen Archiven ausfüllen. Ausser den Acten des preussischen Kriegsministeriums, des grossen Generalstabes und den Cabinetsacten des Königs müssten auch die Acten der preussischen Gesandtschaften in Wien und Regensburg, vielleicht auch die der schlesischen Minister Münchow und Schlabrendorf in der Frage Aufschluss geben können. Von besonderem Interesse wären sicherlich die Standes- und Personal- Docnmente über jene preussischen Regimenter, in denen ungarische Unterthanen dienten.