Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Rückzug der Verbündeten aus der Champagne - Aufhebung der Beobachtung von Thionville
18 Hausenbla s. uns von der Seite von Dugny bedrohten, wo der Landgraf von Hessen unsere linke Flanke bildete. Dieser, in steter Furcht umgangen zu werden, wollte uns verlassen, so dass auch wir gezwungen gewesen wären, uns hinter Verdun zurückzuziehen und damit diesen Platz, der nicht vertheidigt werden kann, sammt den daselbst befindlichen preussischen Magazinen dem Feinde preiszugeben. Drei Tage befanden wir uns in dieser misslichen Lage nnd vielleicht hätte der Landgraf uns mit seiner Armee verlassen, wäre nicht Generallieutenant Kalkreuth gestern (am 7.) hinter Verdun mit 2 Regimentern Dragonern und zwei Regimentern Infanterie erschienen.“ Fortsetzung des Rückzuges. Aufhebung der Beobachtung von Thionville, Gefecht bei Virton am 22. und 23. October 1792. Noch während des Rückmarsches aus der Champagne hatte man im Hauptquartiere der Verbündeten gehofft, sich hinter der Maas behaupten zu können, doch nahm Hohenlohe auch schon einen weiteren Rückzug ins Auge. In einem eigenhändig geschriebenen, an den Herzog von Braunschweig stylisirten Memoire gibt der Feldzeugmeister folgende Anschauung kund: *) „Meine unmassgebliche Vorstellung geht dahin, dass man vor allen Dingen und für den schlimmsten Fall die Winter-Quartiere festsetze, wo wir in möglichster Ruhe bleiben und subsistieren können.“ „So schwer es sein wird, ohne weitere Ausdehnung das Eroberte zu behaupten, so betrüblich wäre es auch, ganz freiwillig Alles wieder herzugeben. Es liegt in der Natur des Menschen und besonders des Soldaten, hiedurch allen Mutli zu verlieren. Dieses zu verhindern, sehe ich kein anderes Mittel, als, wie oben gesagt, die Winter-Quartiere für den schlimmsten Fall, d. i. ganz ausser französischem Boden, zu bestimmen, gleichwohl aber wenigstens zum Schein Operationen vorzunehmen, die uns unvermerkt dahin bringen, die, wenn sie nicht gelingen, den schon angenommenen J) K. A. 1792, IX, 57. Dieses Schriftstück trägt kein Datum, jedoch geht aus dem Inhalte hervor, dass es während des Aufenthaltes vor Verdun verfasst sein musste und zwar noch vor der Kunde von der Aufhebung der Belagerung Lille's, wahrscheinlich in der Zeit zwischen dem 3. und 7. October 1792.