Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Hauptmann Christen: Die Ereignisse bis zum Schlusse des Feldzuges - Herzog Alberts Unternehmung auf Lille
158 Christen. das dahinter liegende Feld an diesem und den folgenden Tagen ganz mit Bomben übersäeten.“ „Es geschah demungeachtet nur sehr wenig Schaden; blos das eine Pulvermagazin in Nr. 3 flog durch eine Bombe mit ungefähr 300 Pfund Pulver, so darin befindlich war, in die Luft, wobei 2 Mann zerschmettert und gegen 12 entweder verwundet oder vergraben wurden.“ Die geringe Wirkung der französischen Bomben kam von deren schwacher Füllung, „da die achtzölligen nur mit ungefähr 2 Pfund von dem allerschlechtesten Pulver gefüllt waren, wodurch die Brandröhren blos herausgestossen wurden ; viele Bomben sprangen auch nicht, weil die Brandröhren zu weit über das Brandloch hervorstanden und entweder schon im Böller selbst oder beim Fallen abgebrochen waren.“ „Dem Feuer der Werke setzte man nur das der Batterie Nr. 4 von vier Vierundzwanzigpfündern entgegen, welche das Innere des Hornwerkes ricochetierten, weil von diesem Werke alle Batterien viel leiden mussten.“ In kürzester Zeit machte sich das Alter der vom Angreifer verwendeten zusammengetragenen Stücke spanischen, vlämisclien und anderen Ursprungs unangenehm bemerkbar, da gleich am ersten Tage ihrer Verwendung ein Theil derselben gebrauchsunfähig wurde. „Von den sechzigpfündigen Böllern waren alle vier Schleifen zugrunde gegangen, ein Böller ganz in Stücke gesprungen und ein zweiter hatte einige Risse. An den zwei der dreissigpfündigen waren die Schleifen zerschlagen. Zwei zwölfpfündige Rohre waren ebenfalls unbrauchbar.“ Trotz dieser Unfälle verminderte sich das Feuer der Oesterreicher nicht, welches von der Festung die Nacht hindurch „sehr heftig erwidert wurde.“ Rückwärts der Redoute am linken Flügel sollte in jener Nacht eine Schulterwehr für die täglich zur Tranchéen-Wache bestimmte Escadron errichtet werden; da aber auf dem gewählten Orte jene Kugeln meist einschlugen, welche die Redoute und die ihr anliegende Batterie fehlten, so wurde die Arbeit bald wieder aufgegeben, nachdem sie drei Arbeitern (Bauern) das Leben gekostet hatte. Vom 29. September an sollten auf Befehl des Herzogs Albert nicht mehr als 300 Soldaten gleichzeitig zu Tranchéen-Arbeiten verwendet werden.