Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Hauptmann Christen: Die Ereignisse bis zum Schlusse des Feldzuges - Herzog Alberts Unternehmung auf Lille
am westlichen Ortsende für zwei Sechspfünder-Kanonen durch 300 Mann von Württemberg- (Nr. 38) vollendet. „Die Ruhe, mit welcher die Vertheidiger die Angreifer an der Herstellung ihrer Arbeiten bisher (seit etwa 4 Uhr Nachmittags des 24.) gewähren dessen,x) konnte leicht als Beweis von der Schwäche und Zaghaftigkeit der Garnison aufgefasst werden und war geeignet, die Hoffnung auf Gelingen des Angriffes wieder zu mehren;“ doch wurde diese Hoffnung höchst zweifelhaft in Folge übereinstimmender Aussagen von Gefangenen und Deserteuren aus der Festung, sowie von Landleuten aus der Liller Gegend, dass die Garnison und die Bevölkerung von Lille eines Sinnes, fest entschlossen seien, die Stadt bis zum Aeussersten zu halten.* 2) Diese Nachrichten bestätigten die im österreichischen Hauptquartier schon vor Beginn des Angriffes auf Lille als selbstverständlich vorherrschende Ansicht, dass das Bombardement „allein nicht im geringsten die beabsichtigte Wirkung: die Uebergabe von Lille an die Oesterreicher herbeifiihren würde, wenn es nicht auch gleichzeitig möglich wäre, den Platz so einzusehliessen, dass der Ausgang unmöglich“ und die wohlhabenden Hausbesitzer und Kaufleute gezwungen wären, in der Festung zurückzubleiben, wo sie sodann in ihrem eigensten Interesse den Commandanten der Festung gleich bei Beginn einer Beschiessung oder eines Brandes bestimmen würden, dieselbe zu übergeben. Von einer Einschliessung Lille’s durch einen festen Ring österreichischer Truppen konnte aber bei der verhältnissmässigen Geringzahl der letzteren keine Rede sein. Die zum Angriffe auf Lille verwendete Menge österreichischer Truppen reichte eben noch hin, um ausser dem zur Durchführung und zum Schutze des Bombardements nothwendigen, beisammen zu haltenden Haupt-Corps kleine Detachements zur Besetzung und Absperrung der von Lille ausstrahlenden Haupt-Verbindungslinien zu erübrigen. Mit zwölf *) „Der Feind gab auch nicht einen Schuss ah“ (Abends des 25. und Nachts zum 26.), „störte die Arbeiten der Angreifer gar nicht.“ K. A; F. A. 1792; XIII, 59 a. Der Feind führte sein Geschütz erst Nachts „unter lautem Singen auf die Wälle.“ Journal des Bombardements von Lille, Oesterreichische militärische Zeitschrift 1845, III, Seite 241. 2) Aus dem „Journal“ des Herzogs von Sachsen-Teschen, K. A; F. A. 1792, XIII, 15.