Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Hauptmann Christen: Die Ereignisse bis zum Schlusse des Feldzuges - Herzog Alberts Unternehmung auf Lille

Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792. 115 Besitz lieber durch Uebergabe der Festung sich zu erhalten, als durch ein Bombardement zerstören zu lassen; durch Meldungen, dass die Besatzung von Lille damals klein wäre im Verhältniss zur Ausdehung und Bevölkerung dieser grossen Stadt, durch die Erwägung, dass die Lage der Festung dem österreichischen Armee- Corps ermöglichte, an sie heranzumarschieren, ohne für seine Ver­bindungen zu sehr besorgen zu müssen und dass durch den Besitz dieses festen Punctes in einer fruchtbaren, reichen feindlichen Provinz eine, unbedingt nötliige, sichere Basis erlangt würde, von welcher aus leichter Unternehmungen in das Innere Frank­reichs vorgetrieben werden konnten. Diese verschiedenen, schwerwiegenden Vorth eile für das Ge­lingen einer (nothgedrungen auszuführenden grösseren) Unternehmung fanden sich in keinem der anderen in Frage kommenden Plätze so gleichmässig vereint; und nur von diesem Gesichtspuncte aus und durch die gute Absicht, dem Drängen des Kaisers Franz, des Königs von Preussen und des Herzogs von Braunschweig nach­gebend die Action der Armeen der Verbündeten in der Cham­pagne durch diesen Angriff zu unterstützen, lässt es sich er­klären, dass Herzog Albert mit so kleinen, ungenügenden Mitteln ein so grosses, schwieriges Wagniss angieng ! Den Entschluss gefasst, Lille anzugreifen, liess der Herzog alle Vorbereitungen zu diesem Angriffe treffen; vorerst Be­lagerungs-Geschütz, Munition, sonstiges Material in Tournay ver­sammeln. Mit Müh’ und Noth, ohne Auswahl waren 15 alte, gross- calibrige Kanonen und Mörser aus dem Arsenal von Antwerpen aufzutreiben, zu denen noch 6 Mörser kleineren Calibers, sonst zur Vertheidigung des Schlosses von Namur bestimmt und einige Zwülfpfünder-Kanonen und -Haubitzen aus der Armee-Artillerie- Reserve kamen. „Ich wünsche sehr,“ schrieb Armee-Artillerie-Director FML. von Penzenstein in seinem Berichte über die Zusammenstellung des Belagerungs-Artillerie-Parkes, „dass der vorhabende Endzweck durch das Bombardement erreichet werde, indem sich nicht hoffen 1 1) Vorher wurde die schwere Artillerie-Reserve von Hai nach Ath gebracht; das Munitions-Hauptdepöt verblieb in Mecheln. (K. A.; F. A. 1792; XIII, 48.) 8*

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