Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Hauptmann Christen: Die Ereignisse bis zum Schlusse des Feldzuges - Herzog Alberts Unternehmung auf Lille

114 Christen. Abtheilungen zweier französischer Linien-Regimcnter hielten die Citadelle besetzt, doch waren zum Theil Recruten darunter. Ein Project der Schweizer wäre, diese Abtheilungen in der Citadelle zu überfallen und sich der letzteren bei Gelegenheit, wo sie, die Schweizer, auf der Esplanade exercierten, zu bemächtigen, worauf die Stadt leicht zu zwingen wäre. „Zur Zeit, wo diese Unternehmung oder sonsten eine Insur­rection von Seiten der Schweizer vorgenommen werden sollte, würden sie uns allliier in Tournay davon prävenieren und Geiseln zur diesseitigen Sicherheit herüberschicken, damit wir nun alsbald zu ihrer Unterstützung auf Lille heraneilen möchten.“ Würde diese Unternehmung, oder jedes etwaige auf Be­mächtigung der Stadt und der Citadelle abzielende andere Vor­haben nicht ausgeführt werden können, und würden die Schweizer Lille zu verlassen genöthigt sein oder den Ort selbst räumen und zu uns übergehen wollen, so sollten sie gleichfalls davon beizeiten Nachricht nach Tournay gelangen lassen, damit ihnen von dort Hilfe entgegengeschickt würde. Die Entfernung der Schweizer aus Lille und ihre nachherige Desarmierung sei nicht von Paris aus befohlen worden, sondern die Jacobiner-Ciubs zu Lille hätten dieses Project unter sich gefasst und ausführen wollen. Der grössere Theil der Bürgerschaft und die Municipalität von Lille seien königlich gesinnt, allein zu zaghaft, um selbst Hand an’s Werk zu legen, bevor sie volle Sicherheit oder Gewissheit in der Ausführung vor sich sähen. Oberst Quinchi, Commissär der französischen Prinzen im Lager zu Tournay, hätte gestanden, ,,dass er dermalen den glück­lichen Ausschlag der Sache nicht verbürgen wolle; besserer Anschein dazu wäre vor einiger Zeit gewesen, wo aber die hier­innen entscheidende Antwort und Einwilligung der Prinzen, namentlich des Grafen von Artois, ausgeblieben wäre.“x) Herzog Albert wurde schlüssig, Lille anzugreifen. Er fand sich hiezu hauptsächlich bewogen durch die Nach­richten von verschiedenen Seiten, dass der grosse, reiche Theil der Einwohner dieser Stadt trachten würde, seinen Reichthum, seinen ) K. A.; F. A. 1792; VIII, 100.

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