Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Hauptmann Christen: Die Ereignisse bis zum Schlusse des Feldzuges - Herzog Alberts Unternehmung auf Lille
Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792. 113 der Officiere; auch mache der Oberstlieutenant hieraus so wenig ein Geheimniss, als aus seinen Unterhandlungen nach Tournay, über welche gemeinhin in Gegenwart mehrerer Officiere diseutiert werde; wie denn sogar das Liller Zeitungsblatt eine ganze Unterredung, die zwischen dem General Latour und dem hiesigen französischen Commissar der Prinzen, Obersten Quinelii, über diesen Gegenstand gehalten worden, öffentlich bekannt gemacht habe. Als ihm, dem Oberstlieutenant Salis, aufgetragen wurde, Lille zu räumen, habe er sich diesem Befehle, welchen ihm der Commandant bekannt gemacht, widersetzt und eine Verordnung, vom Könige unterzeichnet, darüber zu sehen verlangt; worauf man dann hievon abgestanden wäre. Gegen das Vorhaben, die Schweizer zu desarmieren, habe derselbe erklärt, dass sie sich dagegen zur Wehre setzen würden und habe desshalb schon jedem Mann 60 Patronen austheilen lassen. General Latour meinte, die Bürgerschaft wünschte es, die Schweizer entwaffnet zu sehen; auf die Bemerkung Lindenau’s er habe geglaubt, die Bürgerschaft sei gut königlich gesinnt, meinte Latour, es sei nur von dem jacobinischen Theil die Rede, der es wünsche. „Vorgestern, fuhr der General weiter fort, wären 150 Marseiller und eine Anzahl der sogenannten Sansculotten zu Lille angekommen und seitdem schienen die Schweizer den Muth sehr sinken zu lassen, welches ein gestern aus Lille angekommener Deserteur der Schweizer zitternd ausgesagt und beigefügt habe, dies wären jene, die sogleich die Köpfe abschnitten.“ General Latour erwähnte ferner, dass, „wenn der Herzog von Braunschweig den General Luckner oder Lafayette schlüge, so würde viel zu hoffen sein.“ Oberst Lindenau erfuhr weiters: Die Besatzung von Lille bestehe aus 7200 Mann, hierunter seien 1500 Schweizer und 300 Mann Cavallerie vom Regimente du Roi, die gut gesinnt und dem Könige zugethan wären. Der Major Forelle von den Schweizern sei eigentlich die „cheville ouvriere“in der Sache. *) *) Wörtlich „Protznagel“, sinngemäss „Macher, Mittelpunct.“ -Mittheilungen des k. und k. Kriegs-Archivs. Neue Folge. IX. 8