Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Hauptmann Christen: Die Ereignisse bis zum Schlusse des Feldzuges - Herzog Alberts Unternehmung auf Lille

106 C li r i s t e n. zwischen den Chausseen Arras—Lille, Douay—-Lille vor, stiess südlich Lille auf das von Valenciennes über Douay nach Lille marschierende Nationalgarde-Bataillon du Nord und liess sogleich angreifen. Die Tyroler Jäger-Compagnie stürzte sich äusserst lebhaft auf den Feind und brachte ihn in Verwirrung. Nun hieben die Chevauxlegers ein. 30 Franzosen blieben auf dem Platze, 3 Officiere und 86 Mann wurden gefangen — unter den Kanonen von Lille, welche zwar auf die Oesterreicher feuerten, aber ganz erfolglos. Letztere zogen sich zurück, ohne einen Mann verloren zu haben 1) Nachrichten scheint diese „dreifache Recognoscierung“ nicht eingebracht zu haben; ihr Hauptzweck war eben, die Vorrückung der Oesterreicher gegen eine von Lille aus mögliche feindliche Störung zu sichern, gegen Lille zu demonstrieren. Herzog Albert’s Unternehmung auf Lille. a) Vorbereitungen. Durch die geschilderte allgemeine Vorrückung war der erste Schritt geth'an, den Krieg auf französischen Boden zu versetzen; sonst allerdings war dadurch nicht viel erreicht worden. Die Oester­reicher besassen noch immer keinen festen, verlässlichen Stützpunct für ihre weiteren Offensiv-Operationen, sie hatten den Ring der franzö­sischen Grenzfestungen noch nicht durchbrochen; war für die Franzosen die kürzeste Verbindung von Lille mit Valenciennes, Philippeville durch die Besetzung von St. Amand, Orchies seitens der Oesterreicher auch unterbrochen — so fand französischerseits doch reger Verkehr und ununterbrochene Truppen Verschiebung zwischen Philippeville (über Avésnes, Landrecies, Douai) und Lille statt. Ein weiterer unmittelbarer Erfolg der Vorrückung: dass die Franzosen in nervöser Hast ihre Lager und Garnisonen an der Nordgrenze räumten und in grösster Angst und zuchtloser Unordnung ihre Festungen aufsuchten,2) die nächstfolgende Zeit hindurch im freien Felde niemals das Herankommen der Oester­reicher abwarteten, sondern vorzeitig flüchteten — gieng dadurch bald verloren, dass Herzog Albert weder die nöthigen Feldtruppen und Belagerungsgeschütze zur Verfügung hatte, noch die kecke, 1) K. A; F. A. 1792; IX, 73a. Siehe auch Moniteur, Seite 1101. 2) Tableau historique, II, 145.

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