Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Neue Folge, 1893)
Major Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung im VIII. Bande)
■ ■ ■ In der Hoffnung, Preussen hiedurch für eine werkthätige Antheilnahme an dem Kriege zu gewinnen, zeigte man sich in Wien diesem Ansinnen nicht abgeneigt. Doch fehlte es keineswegs an gewichtigen Stimmen, welche sich für die Gleichstellung der beiderseitigen Heerführer aussprachen, zumeist in der Befürchtung, durch die Uebergabe des Oberbefehles an den Herzog von Braunschweig, Preussen von vornherein ein TJebergewicht einzuräumen, welches während und noch mehr nach dem Feldzüge zum Nachtheile Oesterreichs ausgenützt werden könnte.1) Die Entscheidung wurde daher so lange als möglich hinausgeschoben. Als aber Anfangs April sichere Nachrichten einliefen, dass bei der herrschenden Partei in Frankreich der Krieg so gut wie beschlossen sei, musste die Frage des Oberbefehls erledigt werden. Das Bündniss mit Preussen war noch zu wenig gefestigt, und König Franz von Ungarn und Böhmen, der Unterstützung Preussens bei der bevorstehenden Kaiserwahl zu sehr bedürftig, um einem Lieblingswunsch des Königs Friedrich Wilhelm II. gerade in diesem Augenblicke entgegenzutreten. Zudem verschloss sich König Franz nicht der Einsicht, dass ein militärischer Erfolg umso leichter zu erzielen sein werde, „wenn nur ein General an der Spitze der ganzen Maschine stehe, nach dessen Befehlen alle Com- mandanten der verschiedenen Armee-Corps sich zu richten hätten.“ In einem sehr schmeichelhaften Handschreiben vom 3. April über- trug er daher dem Herzoge von Braunschweig den Oberbefehl, von der Absicht geleitet, damit alle etwa noch bestehenden Zweifel an der Aufrichtigkeit der Verbindung zwischen den beiden Höfen zu zerstreuen. * 2) ') Lacy an den Kaiser; K. A. 1792; XIII, 82. 2) K. A. 1792; IV, 28. In dem kaiserlichen Handschreiben heisst es: „Jamais nne entreprise n’anra été formée pour line cause plus importante. Kile sera digne d’avoir á sa tété le premier capitaine de nos jours1'. Dass Kaiser Franz trotzdem nicht gerade gesonnen war, die preussischen Interessen unbedingt die Oberhand gewinnen zu lassen, geht deutlich aus einem Handschreiben an den Fürsten Hohenlohe vom 7. April 1792 hervor. (K. A. 1792; IV, 5.) Dasselbe lautet: „. . . So zweckmässig übrigens das dem Herzog (von Braunschweig) zugedachte oberste Commando ist und so sehr Sie es selbst gebilligt haben, so wird dennoch die geheime Vorsorge dahin zu tragen sein, dass dadurch hei Anlegung der ganzen Operation nicht etwa preussischerseits eine ausschliessende meritorische Haupt- und solche Bolle gespielet werde, die für Uns verkleinerlich ausfallen könnte, welche Absicht zwar nicht wohl zu vermuthen, aber gleichwohl nicht unmöglich ist.“