Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement (1892)

Kriegs-Chronik Oesterreich-Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegsschauplätzen der Monarchie. III. Theil. Der südöstliche Kriegsschauplatz in den Ländern der ungarischen Krone, in Dalmatien und Bosnien - Der Feldzug des Jahres 1809

336 Der Feldzug des Jahres 1809. Engerau. Pressburg. Nach der Schlacht von Aspern*) erhielt der Marschall Davoust von Napoleon den Befehl, sich mit seinem 50.000 Mann starken Corps zwischen Wiener-Neustadt und Bruck an der Leitha zu postiren. General Montbrun, der mit einer Cavallerie-Division nach Bruck a. d. Leitha detachirt worden war, stellte zur Beobachtung der ungarischen Insurrections-Truppen eine ausgedehnte Vorposten­kette auf, welche vom Neusiedler-See über Parndorf gegen Alten­burg und Kittsee reichte. Um das wichtige Pressburg zu sichern, sandte der kaiserliche Generalissimus am 28. Mai den GM. (später FML.) Bianchi mit einer Brigade, einem Cavallerie-Regimente und einer Batterie dahin ab. Dieser General liess unmittelbar nach seiner Ankunft die Petschen-Insel verschanzen und den im Bau begriffenen Brückenkopf bis über das Dorf Engerau erweitern. Am 1. Juni rückte eine feindliche, 10.000 Mann starke Colonne von Wolfsthal gegen Engerau vor und griff den Brücken­kopf von allen Seiten an. Nach einem anderthalbstündigen Ge­fechte, welches den Oesterreichern 96 Mann kostete, gingen die Franzosen mit ihrem Gros zwar wieder nach Wolfsthal zurück, hielten jedoch Engerau mit einer so dichten Vorpostenkette um­schlossen, dass die Befestigungs-Arbeiten der Oesterreicher ausser­ordentlich behindert wurden. Schon am 3. Juni erneuerte Davoust mit 18.000 Mann den Angriff auf den Brückenkopf von Pressburg. Er vertrieb die Kaiserlichen aus Engerau und versuchte, sich in den Besitz des halbvollendeten Brückenkopfes zu setzen. Aber drei Stürme scheiterten an dem Widerstande Bianchi’s und auch eine am folgenden Tage eingeleitete Bescliiessung hatte, ungeachtet der grossen Anzahl feindlicher Geschütze, nicht den geringsten Erfolg. Am Nachmittage des 4. Juni zog der Gegner seine Artillerie wieder zurück und bezog ausserhalb Engerau ein Lager, das er mit Ver­schanzungen und Batterien umgab. Die Oesterreicher verloren in den beiden Tagen 900, die Franzosen über 3400 Mann. Der Ge­neralissimus hatte, sobald er von dem Angriffe auf Pressburg erfahren, die bei Marchegg lagernde Landwehr und das Regiment Stain zur Verstärkung nach Pressburg dirigirt. GM. Bianchi ent­wickelte in der Vervollständigung der ausgedehnten Befestigungs­werke grosse Thätigkeit. Während er den Feind stromaufwärts *) Vergl. Kriegs-Chronik, II. Theil.

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