Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement (1892)
Kriegs-Chronik Oesterreich-Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegsschauplätzen der Monarchie. III. Theil. Der südöstliche Kriegsschauplatz in den Ländern der ungarischen Krone, in Dalmatien und Bosnien - Der Feldzug von 1805 und die Vorgänge in Dalmatien
Der Feldzug von 1805 und die Vorgänge in Dalmatien. 327 Während des Kampfes der Russen und Franzosen auf dem •dalmatinischen Festlande hatte die Seeräuberei im Adriatischen Meere ausserordentlich zugenommen und die in grösserer Entfernung von der Küste gelegene Insel Lissa war der Hauptzufluchtsort der Corsaren geworden. Endlich erschienen auch die Briten in der Adria, erklärten Lissa zum Freihafen und brachten den Handel der Insel und deren Wohlstand in solchen Aufschwung, dass die Bevölkerung in den drei Jahren von 1808 bis 1811 auf 12.000 Seelen stieg. Durch die Lage der Insel begünstigt, unternahmen die Engländer zahlreiche Angriffe auf dalmatinische Küstenstädte, erbeuteten Handelsschiffe und beunruhigten die französischen Besatzungen in den am Meere gelegenen Orten Italiens. Um für den vielen erlittenen Schaden Repressalien zu üben, erschien der französische Capitän Dubordieu im October 1810 mit der Flottille von Ancona im Hafen von Lissa, gerade zu einer Zeit, in welcher kein einziges englisches Kriegsschiff sich in der Nähe befand. Die Bewohner fluchteten sich und die Franzosen konnten eine grosse Menge aufgestapelter Vorräthe und Waaren vernichten und ein beladenes Handelsschiff mit sich fortführen. Dieser mühelose Erfolg bewog sie, ihre Unternehmung bald in einem grösseren Mass- stabe zu wiederholen. Schon am 13. März 1811 erschien das im Hafen von Ancona ausgerüstete französische Geschwader unter dem Capitän Dubordieu abermals auf der Höhe von Lissa. Es bestand aus 11 Kriegsfahrzeugen und vier Fregatten, und trug nicht weniger als 284 Geschütze, wogegen die in Lissa ankernde, von Capitän Hoste befehligte Flotten-Abtheilung nur vier Fregatten mit 156 Geschützen zählte. Die französischen Schiffe waren in zwei Divisionen, welche widriger Wind ziemlich weit von einander entfernt batte, getheilt und konnten nur mit Mühe ihren Cars gegen die Insel fortsetzen. Ohne das Eintreffen der übrigen Schiffe abzuwarten griff Dubordieu sofort an, führte aber durch dieses Ungestüm eine vollständige Niederlage seiner Flottille und seinen eigenen Tod herbei. Dieser Angriff veranlasste die Briten, Lissa definitiv zu besetzen, zu befestigen und den Obristen Robertson zum Gouverneur der Insel zu ernennen. Die Insel blieb unter britischer Herrschaft, bis sie an Oesterreich zurückgegeben und am 13. Juli 1815 von kaiserlichen Truppen in Besitz genommen wurde. Lisse.