Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement (1892)

Kriegs-Chronik Oesterreich-Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegsschauplätzen der Monarchie. III. Theil. Der südöstliche Kriegsschauplatz in den Ländern der ungarischen Krone, in Dalmatien und Bosnien - Der Krieg in Ungarn 1848-1849

420 Der Krieg: in Ungarn 1848—1849. Gyála. Szent-Tamás. concentrirte sodann sein Corps bei Kula und stellte über Hegyes und Zenta seine Verbindung mit Szegedin her. Die Niederlage bei Verbász entmuthigte die Serben so sehr, dass sie Zombor aufgaben und über die Donau nach Essegg reti- rirten. Am 1. April war demnach der grösste Theil des Bácser Comitates im Besitze der Ungarn und Perczel konnte, ohne eine Störung befürchten zu müssen, sein Augenmerk auf die Einnahme von Szent-Tamás und der anderen befestigten Orte am Franzens- Canal und den Römerschanzen richten. Die zum Schutze von Szegedin zurückgelassene Armee-Division hatte die Serben am 26. März in einem Gefechte bei Gyála ge­schlagen und zum Rückzuge nach Török-Kanizsa gezwungen. Da durch diesen Erfolg eine Gefahr für Szegedin definitiv abgewendet schien, wurden sofort 2 Bataillone, J/2 Escadron und 6 Geschütze zur Unterstützung Perczel’s nach dem Franzens - Canal dirigirt. Nach der bei Verbász bewirkten Vereinigung mit dieser Colonne schritt Perczel zum Angriffe auf die Vérschanzungen von Szent- Tamás, welche damals, ausser von den waffenfähigen Bewohnern, noch von 5000 Grenzern mit 14 Geschützen besetzt waren. Am 3. April vor Tagesanbruch setzten sich die ungarischen Streitkräfte in zwei Colonnen von Verbász und Kis-Kér aus gegen Szent-Tamás in Bewegung. Die erste, 3 Bataillone und 2 Batterien, unter Oberst Gál, marschirte auf dem nördlichen Canal-Ufer gegen jenen Theil der Verschanzungen, welcher die Eingänge des Ortes und die Strasse von Verbász deckte. Die zweite Colonne unter Oberstlieutenant Nikolaus Perczel, 2 Bataillone, 4 Compagnien und 1 Batterie, nahm sich den auf dem dominirenden Süd-Ufer befind­lichen Brückenkopf zum Angriffs - Object. Als Reserve folgten starke Abtheilungen Nationalgarde mit der Cavallerie und 2 Bat­terien. Um 7 Uhr begann der Angriff. Mehrere Stürme der Ungarn waren bereits blutig abgeschlagen worden und die Colonne des Obersten Gál hatte schon schwere Verluste erlitten, als es dem Major Eöldváry mit den bei der südlichen Colonne eingetheilten Szegediner Freiwilligen gelang, die Brustwehr des Brückenkopfes zu erklettern. Die Serben flohen nun gegen die schmale Canal- Brücke, erreichten aber nicht mehr das nördliche Ufer, sondern wurden niedergemacht oder in den Canal gestürzt. In den Strassen und Häusern begann nun ein abscheuliches Gemetzel, welches erst

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