Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Neue Folge, 1892)
Major von Duncker: Militärische und politische Actenstücke zur Geschichte des ersten schlesischen Krieges 1741 (Schluss)
Zur Geschichte des ersten schlesischen Krieges. 279 Als nun am 9. October FM. Graf Neipperg, begleitet vom GFWM. Baron Lentulus, „den er sich, um einen Zeugen der königlichen Worte zu haben“, mitgenommen,*) und Lord Hyndford dort eintrafen, sandte der Feldmarschall die Husaren-Abtheilung^ welche das Dorf besetzt hielt, zurück. Das Schloss und dessen Umgebung wurde auch von allen Bewohnern geräumt.2) Gegen 3 Uhr Nachmittags erschien König Friedrich II. nur vom Obersten von Goltz begleitet und die Conferenz begann.3) Neipperg sagt in seinen „Erinnerungen“, gleich anfänglich habe sich König Friedrich II. „wegen der Stadt Neisse weitläufig und mit einiger Hitzigkeit“ ausgesprochen.4) Darauf habe der König bei der Lesung des von Neipperg am vorhergehenden Tage dem Obersten v. Goltz eingehändigten Vertrags-Entwurfes, bei Erwähnung der Alliirten der Königin, die Bemerkung hingeworfen, „wer denn selbe seien, ihm wären ausser England-Hannover keine bewusst.“5) Der König habe dann seine Neigung, die er für die Königin Maria Theresia und den Grossherzog hege, versichert. Diese sei die Hauptursache, warum er mit denselben sich auszugleichen, und künftig in gutem Vernehmen und Freundschaft zu stehen, verlangte. ®) Der König bemerkte weiter, seine Alliirten hätten ihm nebst ganz Nieder-Schlesien und der Stadt Neisse auch noch die Grafschaft Glatz und ausser dem, was ihm durch die hier abzu- schliessende Convention zufiele, einen beträchtlichen Theil von Ober-Schlesien diesseits der Neisse „zu verschaffen, und zu überlassen zugesagt. Den Ueberrest von Ober-Schlesien mit dem Markgrafthum Mähren, und etwas von Böhmen solle, vermöge des Partage*) K.-A, »Erinnerungen«. 2) Grünhagen »1. schles. Krieg« 11, pag. 24. 3) Grünhagen II, pag. 25. 4) K.-A., »Erinnerungen« Pet. 1. 5) Ebendort, Pct. 2. 6) Ebendort, Pct. 3. Neipperg fügt hier bei: »Die Hauptursach aber dürfte wohl von daher rühren, dass er lieber I. K. M. als andern Acquirenten, die ihm vielleicht zu gefährlich scheinen, und sich eines Anspruchs seiner Zeit auf das was er in Schlesien occupirt, von ihnen besorgt, dieser Enden zum Nachbar haben möchte.«