Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Neue Folge, 1891)

Kriegs-Chronik Oesterreich-Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegsschauplätzen der Monarchie. III. Theil. (Fortsetzung). Der südöstliche Kriegsschauplatz in den Ländern der ungarischen Krone, in Dalmatien und Bosnien

Feldzug 1739. 275 Neipperg den Befehl, die Maros zu überschreiten und nach Becskerek vorzurücken. Der Feldmarschall selbst ging mit der Armee am 27. Juni über die Save und bezog bei Mirijevo östlich von Belgrad ein Lager. FZM. Neipperg trat seinen Marsch am 2. Juli an, erreichte am 11. Becskerek und lagerte am 13. Juli bei dem Schlosse von Szentes gegenüber von Szurduk. Obwohl der damalige Stand der kaiserlichen Haupt-Armee den schleunigen Beginn der Operationen rathsam hätte erscheinen lassen, begnügte sich der Feldmarschall damit, an der Herstellung von Communicationen über die Sibnica bis Jabuka an der Temes arbeiten zu lassen. Erst als das Vor­rücken des Grossveziers gegen Semendria ausser Zweifel stand, ertheilte FM. Wallis am 17. Juli den Befehl zum Vormarsche an die Morava, ohne aber zu diesem Zwecke das in der Nähe befind­liche Corps des FZM. Neipperg rechtzeitig heranzuziehen. Obwohl es möglich gewesen wäre, die ungefähr sechs Meilen lange Strecke von Mirijevo bis Semendria in 2— 3 Tagen zurückzulegen, letzteren Ort noch vor dem Feinde zu erreichen und dadurch die Absichten des Grossveziers wirksam zu durchkreuzen, rückte die kaiserliche Armee aber am ersten Marschtage nur nach dem kaum eine Stunde vom Lager entfernten Visnica vor, wo sie am 18. und 19. stehen blieb, um das Corps des FZM. Neipperg zu erwarten, welch’ letzteres jedoch den Stromübergang bei Borcsa unmöglich vor dem 21. Juli bewirken konnte. Indessen war GFWM. Pallavicini über Grocka vorgegangen und meldete, dass ungefähr 4000 Türken die östlich von diesem Platze gelegenen Höhen besetzt hätten und an­sehnliche Verstärkungen an sich zögen. Obwohl im kaiserlichen Hauptquartier positive Nachrichten über die Stärke und die Zwecke des Feindes fehlten, glaubte FM. Wallis dennoch nicht zu irren, wenn er annahm, der Grossvezier könne seine Truppen noch nicht bei Semendria concentrirt haben. Er beschloss desshalb, noch am Abende des 21. Juli den Vormarsch gegen Grocka beginnen zu lassen, ohne länger auf das Corps Neipperg zu warten. Thatsäch- lich brach die Armee noch um 10 Uhr Abends gegen Grocka auf. Die gesammte Reiterei, 14 Regimenter, bildete die Avantgarde, hinter welcher in zwei Colonnen die Infanterie folgte. Die 22 Ge­schütze waren zwischen den Regimentern vertheilt. FM. Wallis, der sich bei der Vorhut aufhielt, liess diese unaufhörlich im vollen Trabe Vorgehen, so dass die Verbindung mit der Infanterie bald Kriegs-Chronik Oesterreich-Ungarns. 20

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