Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Neue Folge, 1891)

Kriegs-Chronik Oesterreich-Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegsschauplätzen der Monarchie. III. Theil. (Fortsetzung). Der südöstliche Kriegsschauplatz in den Ländern der ungarischen Krone, in Dalmatien und Bosnien

2(6 Der zweite Krieg Kaiser Karl VI. gegen die Türken 173(1—1739. Grocka. unterbrochen War und sogar die bei der Avantgarde eingetheilten 18 Grenadier-Compagnien weit zurückblieben. Bei Tagesanbruch des 22. Juli stiess die Spitze der kaiserlichen Vorhut auf die feind­lichen Posten und warf diese zurück, gerieth aber alsbald in ein so heftiges Feuer, dass sie in Unordnung auf das Gros der Reiterei zurückweichen musste. Diese konnte sich in dem sehr bedeckten Terrain nicht entwickeln und musste regimenter- oder wohl gar escadronsweise angreifen, wobei sie vom Feinde umringt wurde und ausserordentliche Verluste erlitt. Vergeblich suchten die kaiser­lichen Reiter den Feind aus seiner vortheilhaften Position auf den Höhen von Grocka zu verdrängen, die Verhältnisse standen zu ungünstig, als dass die Bravour der Truppen und das Beispiel der Führer einen Erfolg hätten erzielen können. Da der Feind bald an der Möglichkeit zweifeln musste, die kaiserlichen Regimenter durch einen directen Angriff in das Defilé zurückzuwerfen, schob er starke Abtheilungen gegen zwei Höhen vor, die hinter den Flügeln der kaiserlichen Truppen den Defilé-Eingang beherrschten. Zum Glücke erkannte FZM. Prinz Hildburghausen die Gefährlich­keit der Situation und schob die rechte Colonne unter FML. Fürst Waldeck gegen die Höhe vor, welche der Feind eben zu ersteigen begann, während Prinz Karl von Lothringen sich links gegen die Donau wandte. Auf diese Weise gelang es, die Cavallerie hinter die Gefechtsfront zu bringen und die im Defilé festgekeilte In­fanterie und Artillerie in Action treten zu lassen. Nach einem zwölfstündigen erbitterten Kampfe behauptete die kaiserliche Armee den Besitz des Schlachtfeldes. Die Verluste aber betrugen 10 Ge­nerale, 350 Officiere und 5500 Mann, während jene der Türken noch um 3000 Mann grösser gewesen sein sollen. FZM. Neipperg war mit seinem Corps um 7 Uhr Früh bei Vinca eingetroffen und, da er keinen Befehl zum Vorrücken hatte, daselbst stehen ge­blieben. Ungeachtet des Widerspruches seiner Unterbefehlshaber ordnete FM. Wallis den Rückzug an und führte die Armee am 13. nach Vinca und dann bis nach Mirijevo zurück, dessen Ver­schanzungen er ohne zwingende Gründe hatte demoliren lassen. Das Erscheinen der feindlichen Vortruppen vor Mirijevo war für den Feldmarschall genügend, um den Rückzug noch weiter fortzu­setzen. Die Armee passirte im Laufe des 26. Juli den Strom und bezog bei Borcsa ein Lager.

Next

/
Thumbnails
Contents