Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Neue Folge, 1889)
Die Heere des Kaisers und der französischen Revolution im Beginn des Jahres 1792. Als Einleitung zur Schilderung der Kriege Oesterreichs gegen die französische Revolution. Mit Benützung der Vorstudien zu dem in Bearbeitung befindlichen historischen Werke über Erzherzog Carl von Oberstlieutenant M. E. von Angeli
Die Heere des Kaisers und der französischen Revolution 1792. 73 Dragoner-Regimenter rückten noch mit je 2, die Husaren-, Chasseursund Carabiniers-Regimenter mit je 3 Escadronen ins Feld. Der ausmarschirende Stand sollte wie hei der Linien-Infanterie aus dem besten Menschen- und Pferde-Materiale bestehen, Recruten und Re- monten wurden der letzten Escadron zugetheilt. Die Feld-Escadronen nahmen den Stand von je 150 Reitern an. Mit Einschluss des Stabes zählten die Husaren, Chasseurs und Carahiniers je 484 Mann, die Uebrigen je 322 Mann. Die zurückbleibende Escadron hatte die im Verlaufe des Feldzuges bei den Feld-Abtheilungen sich ergebenden Abgänge zu decken. Auch die Mobilisirung der Provinzial-Nationalgarde-Bataillone zeigte zu Beginn gute Erfolge; das auf so breiter demokratischer Grundlage ruhende Verhältniss militärischer Organisation lockte viele junge Leute an. Im ersten Jubel documentirte man seine echt constitutionelle Gesinnung, indem man der Nationalgarde angehörte. Der Ernst des Krieges und die steigenden Anforderungen militärischer Disciplin mässigten begreiflicher Weise diesen Eifer in kurzer Zeit bedeutend. Der Convent verhehlte sich jedoch weder die Unzulänglichkeit der Mittel, noch auch das rasche Verglimmen der anfänglich so hoch auflodernden nationalen Begeisterung. Ein neues Schlagwort sollte das erlöschende Feuer frisch anfachen und alle Classen der Bevölkerung zum Waffendienste heranziehen; am 11. Juli 1792 erklärte der Convent »La patrie en danger!« Nun wurden alle waffenfähigen Bürger zum Dienste im Heere verpflichtet, das Los sollte die Reihenfolge der Einberufung bestimmen. Obwohl den sogenannten »Freiwilligen von 1792« dieser Name sonach eigentlich nicht mehr mit Recht zukam, so beliess man ihnen doch alle Rechte jener von 1791; man hoffte dadurch den Eintritt derart zu beleben, dass man die bereits aufgestellten Bataillone auf 800 Mann bringen, die noch fehlenden aufstellen, die erst kürzlich creirten »compagnies franches« completiren und überdies noch 50.000 Mann für die Abgänge bei den Linien- Regimentern erübrigen könne. Diese Hoffnungen täuschten; bis zum 20. September waren nicht mehr als 60.000 Mann eingereiht, wovon aber kaum die Hälfte sich für den Kriegsdienst brauchbar zeigte. Die Armeen wiesen in den Monaten Juli-August allein schon einen Abgang von 17.000 Mann aus, ohne dass man angeben