Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Neue Folge, 1889)
Die Heere des Kaisers und der französischen Revolution im Beginn des Jahres 1792. Als Einleitung zur Schilderung der Kriege Oesterreichs gegen die französische Revolution. Mit Benützung der Vorstudien zu dem in Bearbeitung befindlichen historischen Werke über Erzherzog Carl von Oberstlieutenant M. E. von Angeli
Die Heere des Kaisers und der französischen Revolution 1792. 57 ins Rollen kamen, fanden sie in der Armee den Boden bestens vorbereitet, die Truppen wurden, wie Camille Desmoulins sich ausdrückte, überraschend schnell zu Philosophen. Am 14. Juli 1789 hatten die Gardes francaises bis auf wenige Compagnien Fremder den Gehorsam verweigert und damit den Beginn der Auflösung der alten Armee, zugleich aber auch den Moment der Bildung der Nationalgarde bezeichnet. Die Zersetzung der Armee nahm von da an mit erschreckender Schnelligkeit überhand; schon sechs Wochen später, am 30. August, meuterten in Nancy die Regimenter Roi, Mestre de Camp und selbst das Schweizer-Regiment Chateau-Vieux. Offieiere und Soldaten standen sich wie Todfeinde gegenüber und der letzte Rest von Disciplin schwand, als noch im selben Jahre die National-Ver- sammlung die bisherigen Rechte des Königs über die Armee an sich nahm und diesem nur mehr die Ernennung der Marschälle, dann der commandirenden Generale überliess. Um die Mannschaft möglichst bald mit der revolutionären Strömung zu verflechten, wurde allen Soldaten der Besuch politischer Vereine gestattet und sogar das Recht eingeräumt, jede Beschwerde mit Umgehung aller Vorgesetzten direct der National-Versammlung vorzutragen. Die Mannschaft frequentirte auch eifrig die Versammlungen der über alle Städte verbreiteten Jacobiner-Clubs und setzte die freiheitlichen Ideen beim Regimente in Umlauf. Wollte der Offleier dagegen einschreiten, so ging eine Deputation von Soldaten nach Paris ab, um sich zu beschweren und die Zeitungen sorgten dafür, den Hass gegen die adeligen Officiere stetig zu schüren. Die vielfachen Anfeindungen, welche der Officier fast tagtäglich zu erdulden hatte, machten den Dienst so unerträglich, dass die Meisten es vorzogen, ihre Charge niederzulegen. In kurzer Zeit waren so 6000 Officiere ausgeschieden, während zu gleicher Zeit, wenn auch aus anderen Motiven, beider Mannschaft die Desertion zur Manie wurde, so dass vom Friedensstande mehr als 30.000 Mann abgingen. Nach dem Aufstand am 14. Juli 1789 und der Erstürmung der Bastille wurde von Seite des Pariser Stadtrathes zuerst eine Bürgergarde organisirt, welcher einerseits die Pflicht oblag, den in den Vorstädten plündernden Pöbel zu verjagen, andererseits im