Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Neue Folge, 1889)
Die Heere des Kaisers und der französischen Revolution im Beginn des Jahres 1792. Als Einleitung zur Schilderung der Kriege Oesterreichs gegen die französische Revolution. Mit Benützung der Vorstudien zu dem in Bearbeitung befindlichen historischen Werke über Erzherzog Carl von Oberstlieutenant M. E. von Angeli
Von den Officieren hatte jeder sein eigenes Zelt ans halbgebleichtem Zwilch mit geblümter Futterleinwand gefüttert, dessen Grösse und sonstige Ausstattung sich nach dem Eange des Besitzers richtete. Zu jedem Zelte gehörte ein zwilchener Zeltsack, in welchem die abgebrochenen Zelte sammt den Stangen verwahrt wurden; die Mannschaftszelte dienten zugleich als Emballage der Kochgeschirre, mit denen zusammen sie in runde Packe gerollt auf den Packpferden fortgebracht wurden. Zum Schutze der Gewehre, welche nie in die Zelte genommen werden durften, hatte jede Compagnie vier Gewehrmäntel, kegelförmige Zelte von 2 m Höhe und fast ebensoviel Durchmesser, deren abgestumpfte Spitze ein hölzerner, blechbeschlagener »Teller« abschloss. Im Zeltlager wurde jedes Regiment nach der Ordre de Bataille eingetheilt und durch ein Lagerfähnlein mit der Regiments- Nummer bezeichnet. Die Zelte waren durch die Art ihres Gebrauches und ihrer Transportirung frühzeitigem Verderben ausgesetzt. Schon im Feldzuge 1792 trat der Fall ein, dass in Folge der fortwährenden Märsche, die das Beziehen eines Zeltlagers wochenlange nicht gestatteten, die Zelte bei dem fast unaufhörlichen Regen auf den Trag- thieren verfaulten und die Truppen nur die Beschwernisse eines riesigen Trains zu tragen hatten, ohne auch nur den mindesten Vortheil davon zu gemessen.1) Das Feld - Sanitätswesen. Der Mangel an wissenschaftlich gebildeten Aerzten, welche sich zum Dienst im Heere hätten bereit linden lassen, und wohl auch noch unzureichendes Verständniss für die Form der Durchführung eines geregelten Sanitätsdienstes lassen dieses Gebiet auch in der kaiserlichen Armee bis in die Zeit Kaiser Josephs II. als ein wenig gepflegtes erscheinen. Erst 1785 geschah durch die Errichtung der »Medicinisch-chirurgischen Militär- Akademie« zu Wien die entscheidende Reform, die Schaffung eines Corps gebildeter Militär-Aerzte. *) Feldzug in Deutschland und den Niederlanden, 1792. Feld-Acten, Kriegs-Archiv.