Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)
Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)
54 We 1z e r. und den Raub, um überhaupt leben zu können, losgelassen auf deutschen Boden! Am Sonntag, den 26. September fand imLager Herzog Bernhards eine grosse Feier »wegen des jungen Dauphin, so Sonntags den 26. August oder den 5. September diess 1638stenJahres geboren.« ') Der »jungeDauphin«, dessen Erscheinen in der Welt der deutsche Fürst am Rhein so prunkvoll begriisste, ist — Ludwig XIV. Der Tag sollte kommen, wo die Raubbanden dieses Ludwig den Boden desselben deutschen Vaterlandes in grauenhafter, unsühnbarer Weise verheerten, dessen völlige Schwäche, dessen Wehrlosigkeit das Resultat der Kämpfe eben jener Männer und Parteien war, zu denen Herzog Bernhard gehörte. Der Siegespreis für die Feinde des Kaisers war die Zertrümmerung des letzten Restes deutscher politischer, wie militärischer Kraft und die Früchte dieses Preises warf das Schicksal in die Hände jenes Mannes, dessen Geburt ein deutscher Fürst so hoch bejubelte, ein deutscher Fürst, der so viel verherrlicht wird bis in die neueste Zeit. »Gewiss aber ist«, sagt Droysen von des Herzogs Tod »dass mit ihm der einzige Deutsche dahinsank, der es, auf seine Siege weisend, und das Gewicht seiner Persönlichkeit einsetzend, hätte unternehmen können, das von dem habsburgischen Joch erlöste Vaterland vor den Anmassungen Frankreichs zu bewahren.« Am 26. September donnerte also »zweimal stattlich Salve« zu Ehren des jungen Ludwig, mit Rücksicht auf die offene Hand in Paris, die den Sold zahlte dem deutschen Fürsten Herzog Bernhard von Weimar. Am 7. October2) nahmen die Schweden »die Eckbergische (Eckartsberg’sche) Rheinschanz, worinnen 4 Stück Geschütz gestanden und die Breisacher Brücke diesseits commandirt« . . . . »worüber die in Breisach ob dem Eckersberg den ganzen Tag aus grossen Stücken Feuer darauf gegeben und zweimal ge- stürmet« . . »aber mit Verlust in 40 Mann abgetrieben worden.«3) *) v. d. Grüu, 246. 2) Die Innsbrucker Acten verlegen die Wegnahme dieser Schanze — wohl unrichtig ■— erst auf den 28. October und in dieselbe Zeit auch jene der zweiten Schanze »am Rhein«, elsässischer Seite, das »Wirthshäuslein«, sowie die Zerstörung der zwei Brückenjoche. 3) Theatr. europ., III, 991. 296