Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)
Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)
Dei- Feldzug am Ober-Rhein 1638. 53 Am 25. September, wie am 2. October gingen dringende Mahnschreiben des Herzogs nach Paris.1) »Si je voulois vous re- paistre« schreibt er an den Minister Desnoyers, »et moi aussi de vaines éspérances et chercher seulement . des applaudissements inutiles il me seroit aysé de chatouiller pour ung temps yos oreilles par des joyes imaginaires et de former des desseins en l’air qui se tourneroient en fumée,« aber die Lage sei zu ernst, um sich jetzt mit Illusionen zu beschäftigen. Der Herzog klagt, dass die versprochenen französischen Truppen nicht kämen, dieselben Klagen schreibt er dem König selbst. Was unter Turenne und Guébriant zur Zeit beim Heere war, zählte nicht mehr viel, »une partié fut ruinée dans la bataille (Wittenweyer) et du reste la plus part s’est depuis dissipée, surtout les cavaliers qui ayant vendu leurs chevaulx dedans Strassbourg se sont depuis sauvés par bateaux sur le Rhin.« In beredtester Weise schilderte der Herzog seine gefährdete Lage inmitten der Armeen von Savelli, Götz und Lothringen. Aber Alles dies fand in Paris eine ziemlich ungnädige Aufnahme. Um selbst die Last des Krieges zu tragen, hatte ja Frankreich nicht den deutschen Fürsten in Sold und Dienst genommen, er sollte nur die Erfolge erfechten, deren Vortheile dann Frankreich für sich hätte ausbeuten können. Indessen fanden immerhin Rüstungen und neue Truppenaufstellungen in Frankreich statt und in recht argloser Weise deutet das Theatr. europ. an, in welcher Weise diese Truppen-Ergän- zungen in Frankreich, welche schliesslich doch bestimmt waren, die schwedisch-französische Armee des Herzogs Bernhard zum Kriege gegen Deutschland zu verstärken, beschafft wurden und welcher Qualität diese Nachschübe waren. »So sind auch zu selbiger Zeit in Paris alle Gefangenen wegen des am 5. September geborenen Dauphins loskommen, ausgenommen die, welche um Schuld gesessen und solche Thaten begangen, die man ohne Strafe nicht konnte lassen hingehen: gleichwohl aber ist denjenigen, so loskommen, auferlegt worden, drei Monat im Krieg umsonst zu dienen.«* 2) Gesindel aus den Gefängnissen, angewiesen auf die Beute >) Rose, II, Urk. 42, 43, 41. 2) Theatr. europ., III, 992. 295