Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)

Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)

52 We t z e r. zu den neuen Völkern aus den Garnisonen zu Mömpelgard und in Lothringen soviel herausnehmen soll, bis die Anzahl der 6000 wieder erfüllt werden möge.«1) Es scheint diese Nachricht, welche in der Zeit nicht, wohl aber einigermassen im Wesen mit den Verhandlungen iibereintrifft, die Herzog Bernhard im September wieder mit Frankreich um endliche Zusendung von Truppen und Geld führte, auf einzelnen Ergebnissen dieser Verhandlungen zu beruhen. Dass die Oftieiere die Zahlen übertrieben, wäre natürlich gewesen, soviel scheint indessen gewiss, dass Longue ville, auch wenn er Verstärkungen erhalten haben sollte, bis nun keine Truppen an Herzog Bernhard abgetreten hatte und dass der Herzog mit den trübsten Farben diese Vernachlässigung dem Könige gegenüber schilderte. Er wies darauf hin, dass seine Armee »scait bien conter jusques ;i un point les sendees qu’elle. a rendus«, dass das Ausbleiben der Be­zahlung die Unzufriedenheit erhöhen müsse und dass zu fürchten sei, die Truppen zum Feinde übergehen zu jelien. »Pour ma personne je mourräy mille foys plus tost que de faire une lacheté ni rien qui soit contraire ä mon honneur et la passion que jay de servir Votre Majesté.«* 2) Mit Missbehagen wurde von Ludwig XIII. Minister Desnoyers darauf hingewiesen, dass der Herzog jetzt Verstärkungen ver­lange, »en une saison sterile de Tun et de l’autre comme estant la tin de la Campagne.« Herzog Bernhard blieb auf seine alten Truppen beschränkt, sein kriegerisches Talent musste ersetzen, was Geiz und Neid seines Brodherrn in Paris versäumte und vernachlässigte. Das schwerwiegendste Hemmniss der schwedischen Operationen war aber, dass sich in den kritischen Tagen des Ende Septembers Herzog Bernhard »zu Colmar etwas übel auf und krank be­funden.« 3) Welche Motive in dieser schwierigen Zeit den französischen Hof abhielten, rasche und nachhaltige Unterstützungen an Herzog Bernhard zu senden, ist nicht zu erkennen und schwer zu be­greifen; dass seine Lage kritisch war, konnte kaum geläugnet werden. ’) K. A. 1638. X, 6. 2) Kose II. Urkunden. 3) v. d. Grün, 247. 294

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