Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)
Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)
Der Feldzug am Ober-Rhein 1638. 49 Nach dem kurzen Vorstoss gegen den »Hohle Graben« stand FM. Götz gänzlich still. Horst’s Unternehmen wurde aufgegehen und FM. Götz schrieb über die allgemeine Lage aus Neustadt:') »Sonsten befinde ich mich noch auf dem Schwarzwald allhie und haben die bei mir befindlichen Völker an Vivres und Fourage ganz kein Mangel, sondern Gottlob, noch besser als in Württemberg zu leben, weilen sie aber mit Kleidern übel versehen und zwischen den Bergen allhie bereits gar kalt, auch alle Nacht starkes Eis gefriert oder Schnee gibt, müssen sie grosse Kälte leiden. Und erwarte stündlich deren, von der Rom. Kais. May. Ag. in- caminirten und nunmehr im Anzug begriffenen Völker; der Feind liegt noch in seinem Posto vor Breisach, erwartet seines Succurs und verarbeitet sich also, dass ihm diesseits schwerlich beizukommen sein würde, allermassen er bereits in die 60 oder 70 Stück aufgezogen und alle Höhen und Zugänge zum Lager mit Realwerken beschlossen, wie denn zur Fertigmachung der Werke täglich (ohne das dazu gezwungene Landvolk, deren 300 allein aus Freiburg gezogen) 4000 Personen arbeiten, darunter 2000 unberittene Reiter sein, welche alle Tage l/4 Reichsthalers sammt einem Commisbrod bekommen, mit Versprechen, da die Werke sämmtlich fertig, solche in gute Quartier zu legen und noch jedem davon neben einem Pferd 40 Reichsthaler zu seiner Wiedermontirung bezahlen zu lassen.« Der lange Aufenthalt in der Umgegend von Neustadt wurde für den FM. Grafen Götz später zum schweren Vorwurf. Auch ein Innsbrucker Gewährsmann schreibt darüber:* 2) »Nachdem Herr Graf von Götz wider männiglich, auch der Soldatesca Verwundern sich mit der Armee zu der Neustadt ohngefähr die 4. Woche auf- gehalten und refraichirt, da doch die beste Zeit, erwünschtes Wetter und Gelegenheit gewesen, den Feind anzugreifen und Breisach zu liberiren, auch die gemeine Knecht sowohl als die Officiere dazu sich freudig und willig erzeigt, hat man keine andere Ausred und Entschuldigung vernehmen können als dass gedachter Herr Graf von Götz mit so wenig Völker (deren damals aufs Wenigste und Junker Reineckinger in ihre Hände, bei welchen allen sie eine treffliche Beute bekommen, (Theatr. europ., III, 984.) ’) K. A. 1638. X. 6. 2) Innsbrucker Statthalterei-Archiv, Miscellen. 291 4