Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)

Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)

Der Feldzug am Ober-Rhein 1G38. 21 gcleget, da wir von einem Gebirg zu dem andern (vom Sehwarz- wald bis zu den Vogesen) beider Rheingestaden nicht einen Wagen voll Heu und Fütterung zu bekommen getrauen.« Auch an Salz begann ein gewisser Mangel in Aussicht zu gelangen, Anfang September waren noch 34 Fass davon im Ma­gazin. Eingesalzenes und geräuchertes Fleisch war gar keines vor­handen, doch standen noch 400 Stück Rindvieh in der Stadt, an Schafen, Schweinen und Ziegen mehr als 1000 Stück. »Diess Alles sammt den Rossen muss sich noch auf den Grasweiden unterm Kanon, beiderseits Rheinstroms und in den Inseln behelfen.« Noch schleppten treue breisgauische und Schwarzwälder Bauern »mit Wagniss Leibs und Lebens« einzelne Wagenladungen Frucht in die Festung,J) aber man konnte sie nicht mehr bezahlen, weil alle Mittel fehlten und Reinach selbst schon, was er an Geld und Geldeswerth besass, für Proviantankauf hergegeben hatte.* 2) »Ich hab’ mich allbereit in Schulden mit Bürgschaften und eignem Angriffs meines wenigen Armuthleins so weit eingesetzt, dass ich allbereits bei 6000 fl. in die Casse geliefert, auch soviel ich im Vermögen hab, noch weiters das Aeusserste daran strecken und aufnehmen werde, wo möglich nur, dass dieser Posten länger in Gewalt verbleibe.« 3) Am 13. August handelte Dr. Volmar noch der Breisacher Bürgerschaft 300 Viertel Frucht für das Magazin heraus, aber woher das Geld zu nehmen »das weiss Gott«. Reinach und Dr. Volmar Hessen Depositengelder aufsuchen lind Silbergeschirr einschmelzen,4) um die Truppen, einigermassen bezahlen zu können; Volmar selbst hatte »abermalen den Anfang gemacht und den Rest meines Vermögens dargespannt, halt dafür, Andere werden das Exempel bei ihnen auch verfänglich seindassen.« 5) *) Reinach meint freilich: »Wann die Schwarzwälder-Bauern Geld heim Sol­daten wissen, so verwagen sie ihr Leben Tag- und Nacht, nur dass sie Victualien herein bringen mögen.« Es mag auch in dieser Auffassung einiges Wahre gewesen sein, jedenfalls gebührt den muthigen Bauern ein grosses Verdienst an der Er-' haltung der Festung in diesen Tagen. 2) Ambraser Acten. Anmerkung zur Relation Volmar vom 13. August. 3) Ambraser Acten. Relation Reinach, 14. August. 4) Ambraser Acten. Relation Volmar, August. . . 5) Die Werthrelation des eingesammelten Silbers und Goldes ergibt sich aus dem Ersatzversprechen der v. ö. Regierung, welche in Aussicht stellte, dass »für das Loth weiss 12 Batzen, für das Roth aber 14 Batzen gestattet werden solle.« 263

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