Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)

Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)

22 W etzer. Am 21. September machte Reinach wieder einen Versuch, sich noch weiterer unnöthiger Esser in der Festung zu entledigen und hiess einige weitere hundert Personen, zumeist Frauen, Breisach verlassen. Herzog Bernhard Hess sie aber nicht passiren; mit der Androhung, dass bei einem zweiten Versuch er sie stäupen lassen werde, jagte er die unglücklichen Weiber wieder in das sichere Elend der vom Hunger bedrohten Stadt zurück.') Dr. Volmar meint, dass die 200 aufgefangenen und zurück- getriebenen Leute »lauter Weibspersonen sind, auch ohnedas allhie mehr Schaden denn Nutzen gebracht und derentwegen wohl er­manglet werden könnten.«2) Mit immer gesteigerterer Strenge liess Herzog Bernhard übrigens die Verbindung der Festung mit der Aussen weit über­wachen und endlich einige Bauern, deren ganzes Verbrechen darin bestand, dass sie etwas Salz in die Festung zu bringen versucht hatten »im Angesicht der Stadt« hängen.3) Zunächst setzte nun Reinach die bisherige Zehrung von 1Pfd. Brod für jeden Mann auf 1 Pfd. herab. Hoch und Nieder bekam von diesem aus Hafer und Gerste gebackenen Brod nicht mehr, doch gab, damit »das Volk in Gehorsam und schuldiger Dienstleistung« erhalten bleibe, Reinach auf jeden Kopf wöchentlich noch 3 Pfd. Rindfleisch und dann und wann als besondere Grati­fication dem Mann einen Gulden.4) Sie waren also nicht sehr anspruchsvoll, diese braven kaiser­lichen Soldaten und thaten treu und geduldig ihre Pflicht, »obwohl bei solchem schlechtem Unterhalt die Soldaten an Kleidung und Leibeskräften dermassen abkommen, dass fast der dritte Theil von obbestimmter Mannschaft, wo nicht ein mehreres, zum Dienst un­tauglich, krank und elend, wie denn ebenmässig fast alle Befehls­haber wegen stetiger Wachen abgemattet und erkrankt sind.« Auch machte die v. ö. Regierung noch einige Versuche, die österreichischen Herrschaften in der Nähe zu einer Getreidelieferung aus der frischen Ernte nach Rheinau zu bewegen, von wo man hoffen konnte, einige Zufuhren nach Breisach ermöglichen zu können. t) Theatr. europ.,.III, 982. 2) Ambraser Acten. Relation Volmar, September. 3) Theatr. europ., III, 982. 4) Ambraser Acten. Relation Reinach und v. 8. Regierung. 264.

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