Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)

Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)

12 We t z e r. zum Fechten untaugliche Gesindel aus der Festung alsobalden ab­zuschaffen und nach Philippsburg transferiren zu lassen«, dessen Commandant angewiesen war, die Breisacher Flüchtlinge gastlich aufzunehmen. Thatsächlich hat Reinach im August allein über 1500 Per­sonen aus Breisach ausgewiesen. Er fühlte selbst, wie hart er da verfahren musste. »Unter denselben auch denen Wittwen und Waisen, deren Eltern und Ehewirthe gleichwohl lange Jahre detn hochlöblichen Haus Oesterreich mit Raths- und Kanzlei-Diensten zugethan gewesen, nicht verschont worden, also dass sich von fremden Leuten ausser etliche wenige Adels-Personen, die wir wegen künftig bei dem Ritterstand befahrenden Unwillens auszuschaffen Bedenken getragen, fast ganz Niemand mehr befinden thut.« ') Ende August erfolgten einige Geldanweisungen an Reinach, zu spät, um damit noch Fruchteinkäufe machen zu können. Wieder wurde Reinach zur Ausdauer ermuthigt; die Sorge um Breisach wuchs, wenn auch vielleicht weniger bei den Herren in Innsbruck, die ein sonderbares Verhalten kund gaben, so doch am Hofe des Kaisers. »Gleich wie Wir Dich durchaus und auf keinerlei Weise nicht hülflos lassen wollen« schreibt Kaiser Ferdinand an den Feldzeugmeister, »Du auch hingegen auf den äussersten Bluts­tropfen Dich halten und den Dir anvertrauten Posten als ein höchst schätzbares Kleinod, mit Aufsetzung des äussersten letzten Athems manuteniren sollest.«2) Man ging jetzt auf eine grosse Anzahl Forderungen ein, die Rei­nach schon vor Monaten gestellt, man versprach ihm auch gute Ofti- ciere, da so viele derselben in Breisach erkrankt waren, — Alles zu einer Zeit, in der 6s bereits schwer wurde, auch nur noch Briefe mit Hülfe geschickter und kühner Leute durch die feindliche Cerni- rung zu bringen, der Verkehr für Zuschübe oder besondere Personen aber fast ganz unterbrochen war. Der schwerfällige Gang der Geschäfte bei den höchsten Stellen übte auch hier, wie so oft, seine unheilvollen Wirkungen. FM. Götz wollte seinerseits an den bereits so hoch gestiegenen Nothstand Breisachs nicht glauben. Am 26. August schrieb er noch *) *) Ambraser Acten. Relation vom 9. September. s) Ambraser Acten. Schreiben Kaiser Ferdinand XII., 31. August. 254

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