Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (Neue Folge, 1888)
Hauptmann Machalicky: Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821
Uie revolutionäre Bewegung, welche von den geheimen Gesellschaften geleitet, von England aus mit allen Mitteln unterstützt, in Spanien 1820 die »Constitution von Cadix« erzwungen, die Cortes mit ihrer in den Händen der Liberalen liegenden Majorität zu Herren des Landes gemacht und die königliche Macht zum leeren Schatten herabgewürdigt hatte, breitete sich rasch auch in Portugal, wie in Neapel und Piemont aus. Diese Cortes-Constitution wurde nun das Schlagwort der Revolution. Ebenso wenig wie in Spanien stand in Italien, einen Theil des Städtepöbels ausgenommen, das Volk selbst auf Seite der Revolutionsmänner; mit Furcht wandte es sich von den Wühlereien der geheimen Gesellschaften ab. Die Umsturzpartei jedoch, deren Führerschaft bald der den Freimaurern verwandte Bund der Carbonari zu übernehmen wusste, verstand es meisterhaft, ihre eigenen Wünsche der Welt als Volkswünsche darzustellen. In Ober-Italien, in dem Bereiche der gefürchteten österreichischen Waffen, konnte das Treiben dieser Secte allerdings nicht so schnell verfangen. Wenn auch die Sympathien für Frankreich und seine Ideen fortlebten, so fehlte doch, namentlich in der Lombardié und in Venetien, welche Länder der fürsorglichen kaiserlichen Regierung blühenden Wohlstand und eine weitgehende autonome Verwaltung zu verdanken hatten, der äussere Grund zu hochver- rätherischen Conspirationen. Anders standen die Dinge in Neapel. König Ferdinand IV., der nach Murat’s Sturz aus Sicilien zurückgekehrt war und sein einstiges Reich wieder zu regieren begann, zeigte, sich der grossen Aufgabe wenig gewachsen, dem unter chaotischen inneren Zuständen leidenden Lande die Segnungen des Friedens dauernd zu sichern. Kleinlich und unköniglich, 1*