Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (Neue Folge, 1888)
Hauptmann Machalicky: Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821
Der Feldzug- gegen die neapolitanische Revolution 1821. 51 Der mittlere Strassenzug hievon verbindet Bologna, Florenz, Arezzo, Perugia und Térni, zieht von da durch die Abruzzen über Rieti und Aquila auf Sulmona, und mündet über Isernia in Neapel. Mit Ausnahme des Apennin-Ueberganges sowie eines beschwerlichen Wegstückes zwischen Térni und Aquila, zieht diese Strasse meist in fruchtbarem und gut bevölkertem Gelände hin und besitzt alle Eigenschaften einer guten Operationslinie. Sie kreuzte die neapolitanische Landesgrenze sowohl als auch die muthmassliche Aufstellung des Yertheidigers beinahe in ihrer Mitte; ein auf dieser Marschlinie vorgenommener Angriff führte also voraussichtlich zum strategischen Durchbruche. Mehrere Querverbindungen, hauptsächlich die Strasse Rom—Terni-Foligno-Ancona, gestatteten den Ueber- gang auf eine der äusseren Operationslinien für den Fall, als die Situation eine andere Angriffsrichtung wünschenswerth machen sollte. G. d. C. Frimont, der seinen ersten Angriff gegen die nähere, meist aus Milizen bestehende und schwächere Gruppe des Feindes in den Abruzzen richten wollte, fand sich daher bestimmt, diesen Strassenzug als Operationslinie zu wählen.1) Die westliche Operationslinie führte von Modena über Florenz, Siena, Radicofani und Yiterbo nach Rom und enthielt in der Fortsetzung zwei Strassenzüge, wovon der südlichere über Albano, Terracina, Fondi, Mola di Gaeta auf Capua, der nördlichere über Valmontone, Frosinone, Ceprano und Capua nach Neapel hinzog. Diese Linie passirte meist arme Gegenden, die übrigens von Radicofani ab durch perniciöse Fieber heimgesucht werden und desshalb vom Gros der Armee thunlichst gemieden werden mussten. Das südlich von Rom reichlichere Wegnetz erleichterte zwar den Angriff und führte auf die Hauptstärke des Feindes; doch eignet sich die über Terracina defiléartig zwischen Sümpfen, Gebirge und Küste nahe an der Festung Gaeta vorbeiziehende Strasse blos für die Vorrückung kleinerer Körper, wogegen eine auf dem seit Jahrhunderten gewöhnlichen Einbruchswege Rom-Ceprano-Capua operirende Arme so lange in der linken Flanke, beziehungsweise im Rücken gefährdet war, als sich in den Abruzzen ein intactes gegnerisches Corps befand. Nachdem übrigens die römische Regierung den Durchzug ’) Frimont an Bellegarde, 23. Januar. (K. A. 1821, II. ad 126.) 4*