Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (Neue Folge, 1888)

Hauptmann Machalicky: Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821

Der Feldzug gegen die neapolitanische Ke volution 1821. 23 vetten und mehreren kleineren Schiffen, im Ganzen aus 45 Fahr­zeugen bestand. Ebenso abenteuerlich wie das ganze Betragen der neuen Machthaber zu Neapel waren auch ihre auf den künftigen Krieg abzielenden Projecte. Seine eigene Bedeutung und Kraft weitaus überschätzend, schenkte man dort den absurdesten Nachrichten Glauben und ge­langte zu Hoffnungen und Folgerungen der merkwürdigsten Art Die Hoffnungen realisirten sich nur bezüglich eines Aufstandes in Piemont; sie schienen nicht unberechtigt, was die Unterstützung Spaniens und Englands anbelangte, wo die Freimaurer-Verbindung so massgebenden Einfluss hatte; sie waren schwankend in Bezug auf die versprochenen Aufstände in den mittelitalienischen Städten,1) aber man zählte auch bestimmt auf Revolutionen in Oesterreich2) und schmeichelte sich sogar, die kaiserlichen Truppen von ihrer Pflicht abwendig machen zu können.:i) Die revolutionäre Regierung trug sich in gänzlicher Verkennung der Sachlage und in steigen­dem Hochmuthe eine Zeit lang mit der Absicht eines Offensiv­krieges gegen Oesterreich und handelte dementsprechend. Der römischen Regierung wurde in einer scharf gehaltenen Note4) mit der Occupation des päpstlichen Gebietes für den Fall gedroht, als erstere dem kaiserlichen Heere freien Durchzug nach Neapel gestatten sollte. Zur Bekräftigung der Drohung zog Neapel 18.000 Mann an der Grenze zusammen5) und nahm die auf seinem *) *) Der »alta vendita« kamen Botschaften vieler Städte Italiens zu, welche einen Aufstand im Rücken der Oesterreicher zu unternehmen versprachen. (K. A. 1820, XII. 47 b.) '') Eine zu Neapel am 27. October verlautbarte Proclamation (K. A. 1820, X. 14) erzählte sogar allen Ernstes, dass der in Tyrol commandirende österj reichische General Bianclii dortselbst die Republik ausgerufen habe und gegei/ Oesterreich vorrücke. Auch sei bereits in Triest, Süd-Tyrol, Fiume und Capodistria das »glorreiche und unwiderstehliche« Carbonari-Banner entfaltet worden. 3) Die Verführungskunst der Carbonari richtete sich hauptsächlich gegen die ungarischen Truppenkörper in der Armee Frimont’s, welche man schon von Modena an, selbstverständlich ohne auch nur den geringsten Erfolg zu erzielen, mittelst lateinischer, »Strenui milites Ungari« Uberschriebener Flugblätter zum Treubruche zu verleiten versuchte. (II. K. R. 1821, III. 15 b.) 4) Minister Campochiaro an den Cardinal-Staats-Secretär Consalvi, 3. No­vember. (K. A. 1820, XI. 18.) 3) K. A. 1820, XI. 15.

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