Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (Neue Folge, 1888)

Hauptmann Machalicky: Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821

Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821. 11 Stande zu bringen, welches nur noch ein willenloses Werkzeug der Carbonari war. Rücksichten schienen jetzt nicht mehr nöthig, auch nicht auf die neuerrungene spanische Constitution; die oberste Venta der Carbonari zu Neapel gestaltete sich einfach in eine »Generalversammlung der Abgeordneten« um und nahm die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten ganz und nach dem Willen des Geheimbundes in die Hand. Die ersten thatsächlichen Ergebnisse der Parlamentsthätigkeit waren Geschenke für das enge Urtheil der Masse. Man beeilte sich dem Lande und den Provinzen die antiken Benennungen, Parthenope, Samnium, Lucania, Hirpinia u. dgl., zu geben, man beschloss, zur Deckung des Deficits, alle herrschaftlichen Güter zu verkaufen, mit der Motivirung, dass die Sclaverei einem freien Volke nicht Zusage. Das Volk bekam indessen von dieser Befreiung nichts zu sehen; es gab andere Hände, die das einträgliche Geschäft der periodischen Sanirung des Deficits erstrebten, das Parlament verhandelte über eine ausgiebige Anleihe und entzog öffentliche Fonds ihrer rechtmässigen Bestimmung. Schwere Sorge bereiteten die nothwendig erscheinenden Rüstun­gen, da der Minister Campochiaro bereits in der Eröffnungs-Sitzung des Parlaments mittheilte, dass die Haltung Oesterreichs einen Krieg befürchten lasse. Die neuen Carnots stampften nun freilich ganze Volksarmeen in ihren Reden aus der Erde, aber nichts ge­schah, um die vorhandenen Truppen in einen weniger verwahr­losten Zustand zu versetzen. Allen diesen Vorgängen gegenüber musste sich der König, den man wohl noch hie und da zur grösseren Solemnität vor die Öffentlichkeit zog, als ein willenloser Zuseher verhalten. Der Prinz-Vicar suchte zwar offenkundig, einem gewissen Selbsterhal­tungstriebe folgend, sich in der Gunst des Bundes zu erhalten, es mangelte ihm aber an Muth, den Ausschreitungen der Radicalen entgegen zu treten und dies führte endlich zur Katastrophe.1) Die Verträge des Jahres 1815 hatten Oesterreich, im Namen der heiligen Allianz, den Schutz der öffentlichen Ruhe in Italien anvertraut und alle Vorgänge auf der Halbinsel mussten den Kaiser­') Colletta, IV. pag. 205 u. f.

Next

/
Thumbnails
Contents