Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (Neue Folge, 1888)

Hauptmann Machalicky: Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821

10 Machalicky. Um das Mass der Verlegenheiten zu vollenden, brach auf der Insel Sicilien ein blutiger Aufstand aus, dessen Dämpfung fast vier Monate Zeit und ein beträchtliches Aufgebot an Streitmitteln erforderte.') Die provisorische Junta in Neapel bestand noch meist aus Nichtcarbonari, wenn auch fast durchgehends aus Männern der liberalen Partei. So willfährig sich diese auch den Carbonari gegen­über zeigten, so konnten doch auch sie, als es zu den Wahlen für das am 1. October 1820 zu eröffnende Parlament kam, sieb nicht halten; die verhältnissmässige Selbstständigkeit dieser Persönlichkeiten schien dem Carbonarismus noch gefährlich, die Beeinflussung der Wahlen wurde daher in grossem Style und mit allen Mitteln betrieben und es gelang wirklich, ein Parlament zu ') Den Ausbruch der Devolution in Neapel ausnützend, wollte man in Palermo die alte Unabhängigkeit der Insel vom Festlande mit Gewalt wieder lierstellen. Der Aufstand brach gelegentlich des Rosalienfestes am 15. Juli aus und nahm —- da der neue Militärchef GL. Church nach einem gegen ihn ver­suchten Attentat das Land verhess, der Statthalter Naselli sich schwach und muthlos benahm — in kürzester Zeit grosse Dimensionen an. Nachdem das Volk der Waffenvorräthe des Forts Castellamare sowie des Arsenals sich bemächtigt und damit die freigelassenen Galeerensträflinge versehen hatte, kam es am 16. und 17. Juli zu blutigen Strassenkämpfen, in denen die neapolitanische Garnison völlig unterlag. Der wiithende Pöbel ermordete den GL. Fürsten Deila Cattolica und den General Fürsten Saci, dann den Ilafen-Capitän auf die grausamste Art; die volkreiche Stadt fiel der Anarchie anheim. Die erbitterten Neapolitaner verweigerten jede Unterhandlung mit den Ab­gesandten von Palermo, verschmähten es, »die Freiheit des Brudervolkes« zu achten und verlangten sogar als Repressalie die Tödtung sämmtlicher in Neapel lebenden Sicilianer. Um dem Auslande keinen Grund zur Intervention zu bieten, beeilte man sich mit der Unterdrückung des Aufstandes. Nachdem der ver­sprochene Generalpardon nicht verfing und auch die Flotte keine Erfolge erzielte, sendete die Regierung den GL. Florestan Pepe, einen Bruder des Revolutions-Generals, mit 16 ausgesuchten Bataillonen, dem Kern der Armee, auf die Insel. Nach einigen erfolglosen Gefechten cernirte Pepe die Hauptstadt, welche sich endlich, nachdem ihr eine Reihe ungünstiger Zufälle den Wider­stand erschwerte, zu Unterhandlungen geneigt zeigte und in Folge einer am 5. October abgeschlossenen Capitulation die Thore öffnete. Die von Florestan Pepe aus Nothwendigkeit gewährten Zugeständnisse wurden jedoch in Neapel ver­worfen und der strenge GL. Colletta nach Palermo entsendet. Die meisten übrigen Städte und Provinzen der Insel standen während der ganzen Bewegung feindlich den Palermitanern gegenüber.

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