Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (Neue Folge, 1888)

Hauptmann Machalicky: Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821

8 Machalicky. eigentlichen Thun, von den wirklichen Zielen des Bundes genügend abziehen, um hier keine Störung befürchten zu müssen. Ob das Volk Neapels seine neue Constitution sogleich oder erst nach einigen Wochen kennen lernte, blieb unter solchen Umständen den Führern der Revolution dabei ziemlich gleichgiltig. Das, was nun folgte, war das alte Schauspiel, welches sich in allen ähnlichen Fällen zu wiederholen pflegt. Die Ausartungen der Presse, das Haranguiren des Volkes durch beredte Demagogen auf offener Strasse, alles das ging der beginnenden Anarchie, voraus; ein Jeder wollte befehlen, leiten, gewinnen, Niemand gehorchen. Die Einen begehrten das Oeffnen der Zeughäuser, die Anderen das Geld aus den öffentlichen Banken, die Dritten endlich verlangten die Besetzung der Castelle durch das Volk. Das waren freilich nur klingende Worte, die kein Blut fliessen machten, aber in ernsterer Gefahr waren die bisherigen Machthaber. Der greise König, nur dem Zwange sich fügend, wenn auch seine Worte das Gegentheil sagten, sah sich in einem Zwiespalt mit dem eigenen Sohne, der sich gänzlich den Carbonari preisgab; von den Freunden, die er einst mit Gunst überschüttet, war er verlassen, von seinen Gegnern an Freiheit und Sicherheit bedroht. Seine Macht war vernichtet, seit die provisorische Junta vor dem Zusammentritte des Parlaments auch die meisten Prärogative der ausübenden Gewalt an sich gezogen. Die hervorragenderen Mitglieder des alten Cabinets, Medicis, Tomassi, d’Ascoli, sowie der General - Capitän') waren dem auf­gehetzten Volke schutzlos gegenübergestellt und retteten sich mit Mühe ins Ausland. Selbst die königlich gesinnten Beamten wurden auf Betreiben der Carbonari sofort entlassen. Was von dieser Verbindung zu erwarten stand, darüber blieb dem Volke von Neapel nach dem 9. Juli, an welchem Tage die abtrünnigen Soldaten von Monteforte, als Helden bejubelt und ge­feiert, in der Hauptstadt feierlichst einzogen,* 2) kein Zweifel übrig. ’) Graf Nugent flüchtete sich mit Lebensgefahr noch am 6. Juli zum eng­lischen Gesandten und von dort nach Malta, erst im August konnte er nach Vien ahreisen. Sowohl seine Wohnung, als auch das mit seinen Möbeln beladene Schiff wurde vom Volke geplündert. (K. A. 1820, VII. 1 und ad 3.) 2) Dieser Triumphzug der Kebellen, welchem die königliche Familie vom Balcone ihres Palastes zuzusehen genöthigt war, ging wie folgt vor sich: An der Spitze marschirte die »geheiligte Schaar«, d. i. die Deserteure aus Nola, dann

Next

/
Thumbnails
Contents