Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (Neue Folge, 1887)

Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie

30 Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Kadetzky. rieth die Offensive ergreifen zu sollen, während alle übrigen für den Rückzug an die Donau, und zwar nach Wien, stimmten. Man beschloss das letztere und verhess die Piave bei der ersten Vorrückung Napoleon’s und seiner Armee. Die diesseitige Armee theilte sich in drei Colonnen. Die erste unter FML. Seckendorf ging über Palmanova, Triest, Grörz, Laibach, die zweite Haupt- Colonne marschirte über Malborghetto, Tarvis und Klagenfurt nach Leoben. Der Feind folgte der Haupt-Colonne und sendete nur den General Marmont der Seckendorf sehen Colonne nach. Die Arriére- garden waren angewiesen, nicht eher ihren Rückzug anzutreten, bis sie nicht vom Feinde ernstlich angegriffen würden. So kam es, dass die Haupt-Colonne vom Gegner erreicht und zu ernstlichen nachtheiligen Gefechten gezwungen wurde. Nachdem die Armee stets nur die Hauptstrasse zur Vertheidigung wählte, der Feind aber die seitwärts liegenden Gebirgshöhen verfolgte, geschah es, dass alle diese Gefechte nachtheilig und mit bedeutenden Verlusten an Gefangenen endeten. In Leoben traf ein Ausgesendeter mit der Nachricht ein, Na­poleon sei zu einer Unterredung und zu Unterhandlungen geneigt, worauf man den Rückzug zwar nach Vordernherg fortsetzte, jedoch in Leoben einen Officier zurückliess, um den Feind mit der Anzeige zu erwarten, der Erzherzog sei zu einer Unterredung bereit, worauf der Waffenstillstand erfolgte. Beide agirenden Theile zogen sich nach festgesetzten Marsch­routen auseinander, und zwar die französische Armee über den Isonzo, die österreichische an die Donau nach der Residenzstadt Wien. Weitere Unterhandlungen zwischen dem französischen General Berthier und dem österreichischen General Merveldf bestimmten den Isonzo-Fluss zur Grenze und Udine zu den weiteren Friedens­unterhandlungen. Napoleon verlegte sein Hauptquartier in das Schloss Campoformio, unfern von Codroipo in Friaul. Eine österreichische Armee unter FZM. Terzv rückte nach Krain bis Laibach, wo sich das Hauptquartier etablirte, das ein Corps von etlichen zwanzigtausend Mann unter dem FZM. Wallis nach Görz vordetachirte. An die Seite Terzv’s wurde General Mack mit bedeutenden Vollmachten als Chef des General-Quartiermeister-Stabes und General Chasteler vom Ingenieur-Corps gestellt. Gleichzeitig wechselte das

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