Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
2 Zwischen Donau und Elbe. Im December 1740 brach Friedrich II. in dem von Truppen ganz entblössten Schlesien ein. Ein mühsam zusammengerafftes österreichisches Truppencorps unter Feldmarschall Neipperg wurde bei Mollwitz im April 1741 geschlagen, die Bayern nahmen Passau, die Franzosen rückten in Deutschland ein zu ihrer Unterstützung, am 16. September hielt der Churfürst seinen Einzug in Linz, seine Vortruppen streiften bis St. Pölten, die Sachsen waren im Begriffe, in Böhmen einzurücken, ein französisches Heer drängte gleichfalls durch Bayern gegen Prag. Zum Glücke ging alles langsam. Maria Theresia vermochte all- mälig, die weit zerstreut dislocirten Truppen zu sammeln, sie vermochte mit dem ungarischen Landtage abzuschliessen. Friedrich temporisirte. Er hütete sich, Frankreich zur ersten Rolle zu verhelfen, die er selbst spielen wollte. Durch Englands Vermittlung kam ein Vertrag zwischen Maria Theresia und Friedrich II. zu Klein-Schnellendorf zu Stande, der Friedrich II. Schlesien unddas noch unbezwungeue Neisse überlieferte, der Königin Maria] Theresia aber freie Hand zu lassen schien gegen ihre übrigen Feinde. Der Waffenstillstand hinderte übrigens den König auch nicht, die Entscheidung in der Hand zu behalten. Er sagt darüber *): „Das untei'einstens erinnert wird, haben Wir zu des Herrn Grafen Nachricht weiters noch beizufügen, weichergestalt er, Schmettau, als er anno 1739 in dem Frühjahr in dem Karlsbad war, durch einen unter dem Namen eines Ingenieur bei sich gehabten sogenannten Christoph Lehmann gesammte umliegende Gegenden und sonderlieh den Egerischen Bezirk nebst einem Theil des an das Sächsische angrenzenden Saazer Kreises habe aufnehmen lassen, und dass gedachter Ingenieur, nachdem er durch diese seine Arbeit als ein in dem Land unbekannter Mensch nicht wenig sich verdächtig gemacht, auf der Kreishauptmannschaft Verordnung gefänglich eingezogen und zu weiterer Verwahrung dem Commandanten von Eger zugestellt, von diesem aber gesammte bei demselben gefundene Pläne und Schriften hierher eingesendet worden, da sich dann aus dem Augenschein ergeben, dass er alle Deliléen, Höhen und Passagen und überhaupt die ganze dasige Grenze ordentlich aufgezeichnet hätte. Ohngeachtet nun zu eben der Zeit der dermalige Preussische Feldmarschall Schwerin ebenfalls in dem Karlsbad anwesend gewesen und General Schmettau sehr viel mit ihm umging, so ■wollte man doch nichts Widriges aus dieser, obgleich in sich so ungewöhnlichen als unerlaubten Ausmessung urtheilen und befahlen Ihre in Gott Selig ruhende Kaiserliche Majestät auf sein inständig allerunterthiinigstes Ansuchen, dass der sogenannte Ingenieur, der in der That aber ein Feldwebel seines Regiments war, des Arrests entlassen und ohne Weiteres zu dem Regimente geschickt werden sollte und dass sogar die Risse (Pläne) ihm, Schmettau, gegen dem zugestellt, dass er versicherte, er habe sie aus blosser Curiosität und aus der Gewohnheit, die er hätte, ob die Landkarten genau und wohl verfasset wären, aller Orten nachzusehen, verfertigen lassen. Wie nun aber auch verlässlich verlautet, dass er die Zeit zuvox-, als er nach geendigter 37er Campagne bis zu der Karlsbader Reise in Schlesien sich aufgehalten, ein Nämliches nicht minder allda gethan und die dasige Landesgrenze und Gegend habe aufnehmen lassen“, etc. Der Verdacht eines vei’brechei'ischen Missbrauchs dieser Terrain-Aufnahmen wurde durch den Übertritt Schmettau’s in die Dienste Friedrich II. hei-voi-gerufen, der bekanntlich unter den bedenklichsten Umständen stattfand. ') Histoire de mon temps. Redaction von 1746. Chap. IV. 240, Public, aus den preussischen Staats-Archiven. IV. Leipzig 1879.