Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im 18. Jahrhunderte. 3 Unglück der Königin von Ungarn war gross genug, um ihren Stolz bis zu dem Punkte zu beugen, dass sie die Abtretung Schlesiens unterschrieb. Das war die Ursache, warum ich diesem Waffenstillstand zustimmte, voraussehend, dass mir die Indiscretion der österreichischen Minister einen legitimen Vorwand an die Hand geben werde, um den Waffenstillstand zu brechen, wenn ich es an der Zeit halten würde.“ Und an anderer Stelle *): „Der Zweck des Krieges, den der König unternommen hatte, war, Schlesien zu erobern; wenn er Verbindungen mit Bayern und Frankreich einging, war dies nur, um diesen grossen Plan auszuführen.“ Es war ein Waffenstillstand, der auch, kaum geschlossen, schon in seinen Vereinbarungen verletzt wurde, denn wenn sich Friedrich II. auch Neisse kraft des Vertrages nach einer Scheinbelagerung übergeben liess, so legte er doch gleichzeitig, gegen denVertrag, ein Truppencorps unter dem Prinzen Leopold von Anhalt-Dessau nach Böhmen in Cantonnements, und dieser stand bald im Verkehre mit dem französischen Marschall Belle-Isle *). Maria Theresia hatte nothgedrungen die Besitznahme Schlesiens anerkannt, damit, wie die bedrängte junge Fürstin schrieb* 2 3): „Preussen wenigstens ruhig halten und zu weiteren Feindseligkeiten nicht schreiten wollte.“ Bedurfte es doch ohnehin der ganzen Kraft des habsburgischen Erbreiches, um die Bayern und Franzosen abzuschütteln. Die Königin aber sah wohl, was sie bei solcher Politik zu gewärtigen habe. Mit Schmerz klagt die edle Fürstin4): „Was aber damals gleich besorget, hat sich seithero mehr als zuviel im Werk 4) Histoire de raon temps ], 197. 2) So meldet der Commandant von Prag am 10. November 1741*): „dass die preussischen Truppen gataz nahend von hier und bis Brandeis stehen; überdies ist vorgestern ein preussischer General-Lieutenant der Cavallerie, Graf von Rothenburg, mit einem Fürst Lobkowitz’sclien Pass versehen, um in’s Karlsbad zu passiren, liier angelangt, welcher gestern gegen Mittag seine Route fortgesetzt, bis auf die erste Post nach Duschnik gefahren, zwar allda auf die Karlsbader Strassen sich gewendet, als wenn er nach Cerhowitz fahren wollte, auf der Strasse aber seinen Weg auf Zditz zu und mithin gerade auf die französischen Truppen zu genommen.“ Den Pass für Rothenburg hatte der Prinz von Anhalt selbst bei dem FML. Fürst Lobkowitz erbeten**): „da der General-Wachtmeister Graf von Rothenburg von denen Kgl. preuss. Truppen, welchem von denen Medicis des Karlsbades wegen seiner Maladie zu bedienen, angerathen, mich ersucht, von Ew. Lbden einen Pass bis dahin auszubitten, so habe Ew. Lbden hiedurch ganz dienstlich ersuchen wollen, doch die Geneigtheit zu haben und durch Überbringer dieses, dem Regimentstambour von erstgedachtem Grafen von Rothenburg einen Pass, dass selbiger bis nach dem Karlsbad sicher und ungehindert reisen kann, zu überschicken. Ew. Lbden erzeigen mir, als auch erwähntem Grafen eine besondere Gefälligkeit, und wird mir sehr angenehm sein, dieselben wiederum meine Dienste warm bezeigen zu können, der Ich bin etc. 3) Kriegs-Archiv 1742; Fase. I, 44. 4) Kriegs-Archiv 1742; Fase. I, 44. *) Kriegs-Archiv 1741; Fase. XI, 32. **) Kriegs-Archiv 1741; Fase. XI, ad la: Copia: Königgrätz, 5. November 1741. l*