Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)

und Siebenbürgen zu operiren; 12.000 Mann batten als Besatzung in Belgrad zu verbleiben, die Hauptarmee sollte über Temesvár gegen die Maros vorgeben, Lippa, diesen Vorposten Ober-Ungarns, nehmen und dann Grosswardein erobern. Falls Letzteres nicht leicbt oder rasch genug ausführbar sein sollte, so wäre ein Verheerungszug bis Debreczin zu unternehmen und der Rückweg über Siebenbürgen nach der Walachei einzuschlagen. Die Flotille unter Ali Pascha hatte die Operationen der Hauptarmee durch Angriffe auf Titel und Szegedin zu unterstützen, wobei auch die Besatzung von Belgrad durch ent­sprechend ausgeführte Landungen mitzuwirken angewiesen war. In Folge dieser Beschlüsse wurde unverweilt der Bau einer Schiffbrücke gegenüber von Pancsova begonnen, nach deren Voll­endung die Hauptarmee am 25. August den Übergang bewirkte. Im kaiserlichen Lager hatte man durch Gefangene und einen Bericht des Feldmarschalls Grafen Veterani noch am selben Tage Kenntniss von der veränderten Sachlage erhalten. Wenn diese Nach­richten auch nur die Thatsache des Uferwechsels seitens der Türken enthielten und über die Absichten des Feindes keine genügende Aus­kunft gaben, so waren doch diese letzteren unschwer zu errathen und bestand im kaiserlichen Hauptquartier kein Zweifel darüber, dass Ober- Ungarn oder Siebenbürgen Mustafa II. nächstes Operations-Object sein würde. Letzteres war nur durch das 7000 bis 8000 Mann starke Corps unter Feldmarschall Graf V e t e r a n i gedeckt, ersteres aber ganz von Truppen entblösst. Wie unerwartet der Vormarsch des Grossherrn auch kam, so war er glücklicherweise doch rechtzeitig genug entdeckt worden und lag das Gegenmittel nahe. Es handelte sich nur darum, durch eine rasche concentrische Operation die Hauptarmee und das Corps des Feldmarschalls Grafen Veterani in der Nähe der Maros, etwa zwischen Arad und Temesvár zu vereinigen, um hiedurch nicht nur die bedrohten Landestheile zu decken, sondern unter günstigen Ver­hältnissen sogar den Feind selbst in eine sehr bedenkliche Lage zu bringen. Einer planmässigen Durchführung dieser Idee stand nichts im Wege. Die Hauptarmee war stark genug, um sich den Weg frei zu halten und selbst einen Zusammenstoss mit dem Gros des Feindes nicht scheuen zu müssen, und was Veterani betraf, so konnte von diesem ebenso umsichtigen als entschiedenen General mit voller Zu­versicht nur die wirksamste Cooperation vorausgesetzt werden. Es galt also nur, die vorhandenen Mittel entsprechend zu verwenden, um eines günstigen Resultates sicher zu sein. Wohl war man in dem am 26. August abgehaltenen Kriegsrathe darüber vollkommen einig, dass sich die Armee ohne Zögern der

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