Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert

Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im 18. Jahrhundert. (Hiezu Tafel I und II*.) Umgeben von Feinden, die alle die Zeit gekommen glaubten, um ungestraft von den habsburgischen Erblanden an sich zu reissen, was ihnen gefiel, hatte die dreiundzwanzigjährige Erzherzogin Theresia, als Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen (October 1740), den Thron bestiegen. Die Anerkennung ihres Rechtes dazu, von den Fürsten Europa’s dem Kaiser Karl VI. längst feierlich zugesagt, wurde verleugnet, als er todt war. Churfürst Karl Albert von Bayern streckte seine Hand nicht nur nach der Kaiserkrone, sondern auch nach dem Erblandsbesitz der Habsburger aus. Er fand einen Alliirten in Frankreich, einen Gesin­nungsgenossen in Sachsen, einen mächtigen Helfer aber vor Allem in König Friedrich II. von Prcussen. Das Erbe der Väter den Händen einer jungen Frau zu ent- reissen, schien nicht so schwer. Friedrich II. selbst schildert die Lage in Österreich *): „Die Finanzen waren zerrüttet, die Armee gelockert und entmuthigt durch den schlechten Erfolg, den sie gegen die Türken gehabt, das Ministerium uneinig; stellen Sie als Haupt dieser Regierung noch eine junge Prinzessin ohne Erfahrung, welche ein streitiges Nachfolgerecht verthoidigen sollte, und es ergibt sich, dass diese Regierung nicht furchteinflössend erscheinen konnte.“ „Fügen Sie diesen Erwägungen das Vorhandensein einer schlagfertigen Armee, reichlicher Mittel und vielleicht auch des lebhaften Wunsches hinzu, sich einen Namen zu machen, so war dies Alles die Ursache des Krieges, den der König an Maria Theresia von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen, erklärte * 2 3). “ *) Die Truppenstellungen wurden absichtlich und versuchsweise auf moderne Pläne übertragen, um bei einem Besuche an Ort und Stelle dienlicher zu sein. 2) Histoire de mon temps. Oeuvres posthumes. Berlin 1788. I. 127 u. ff. 3) Schon 1739 waren Dinge geschehen, die man als Vorbereitungen ansehen könnte und bei denen einzelne Personen und Verbindungen in auffälliger Weise bemerkbar wurden. So konnte am 10. Juni 1741 der Hofkriegsrath auf früher erhaltene amtliche Anzeigen hin dem Grafen Neipperg mittheilen*): „Über jenes, so Denselben von wegen des General Baron von Schmettau Resignation in einem anderweiten Rescript *) Kriegs-Archiv 1741; Fase. VIII, ad 55d. Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs. 1886. 1

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